„Unten rechts“ ist eine subversive Glosse der StZ, die tagein, tagaus die Grenzen zwischen Journalismus und Literatur, zwischen Melancholie und Raserei spielerisch überwindet. Die besten Texte sind nun in Buchform erhältlich. Wir stellen Ihnen einige Glossen aus „Die Welt in 32 Zeilen“ vor. Heute: King Wallraff.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Martin Gerstner (ges)

Stuttgart - Günther Wallraff ist der Held des deutschen Investigativ-Journalismus. Erst recht, seit er schwere Missstände bei Burger King aufgedeckt hat. Für seine Under-Cover-Reportage schlüpfte er in die Rolle eines Double Chili Cheeseburger und trainierte das Liegen in scharfer Soße in seiner mit Aceton gefüllten Badewanne. Er habe wie ein Burger gefühlt und gedacht, so Wallraff. Er ließ sich anbraten, harrte wochenlang in einer stickigen Pappschachtel aus und glättete seine gerunzelte Stirn mit Maasdamer-Käse. Obwohl er sich selbst das Etikett „Haltbar nur bis Kriegsende“ angeklebt hatte, gelangte er in den Verkauf. Erst als ein kleines Mädchen in Wallraff hineinbeißen wollte, ließ er seine falsche Identität auffliegen.

 

Tatsächlich sind die Zustände bei Burger King skandalös: So stammt das dort verkaufte Fleisch ursprünglich von lebenden Tieren. Das Unternehmen beteuert, davon nichts gewusst zu haben, doch wer will das glauben? Zudem enthalten Tomatenstücke noch Spuren von Vitaminen. „Das werden sich die Kunden nicht bieten lassen“, vermuten Experten. Klar ist auch: die Burger-King-Produkte machen süchtig. Viele Kinder können nachts nur noch einschlafen, wen sie mit einem Salatblatt zugedeckt werden. Wallraff rastet derweil nicht: Er wird sich demnächst als Negativzins verkleiden, um über die infamen Praktiken der Banken zu berichten.