Seit der Fusion mit dem Frauenchor sind die Damen in der Überzahl. Nun ist auc der Vorstand weiblich. Die Schriftführerin Christina Hermann, die Vorsitzende Gerda Braun und ihre Stellvertreterin Marlies Borst verstehen sich als Team.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Rohr - Unwohl fühlen sich die drei an der Vereinsspitze nicht. Warum sollten sie auch? Schließlich hat der Männergesangverein schon vor mehr als 60 Jahren mit dem Frauenchor fusioniert. So konnten sich beide Vereine das Überleben sichern. Denn sowohl die weiblichen als auch die männlichen Mitglieder werden immer älter, der Nachwuchs fehlt.

 

Das ist letztlich auch der Grund, warum sich Gerda Braun, Marlies Borst und Christina Herrmann dazu entschieden haben, mehr Verantwortung in dem Verein zu übernehmen. „Es wollte kein anderer machen“, bringt die frisch ins Amt gewählte Vorsitzende Gerda Braun die Sache auf den Punkt. Sie hat Verständnis dafür. „Wir haben viele ältere Vereinsmitglieder. Die hatten Bedenken, dass sie das Amt überfordern könnte“, sagt Braun und ergänzt mit einem Lachen: „Wir haben uns noch aktiv genug gefühlt.“

Jeder hilft, wo er kann

Christina Herrmann sieht es ähnlich: „Wenn es niemand macht, dann stirbt so ein Verein.“ Die neue Schriftführerin ergänzt: „Das wäre zu schade. Denn für viele Mitglieder ist die Singstunde am Dienstag der Höhepunkt in der ganzen Woche.“ Auch Marlies Borst sagt: „Dass jemand nicht kommt, weil er keine Lust hat, das gibt es bei uns nicht“, so die neue stellvertretende Vorsitzende.

Seit ein paar Wochen sind die drei Damen nun im Amt. Noch brauchen sie ein wenig Zeit, um sich mit ihren neuen Aufgaben zurechtzufinden. „Wir sammeln Infos, schauen, was alles gemacht werden muss, und wie es bisher gemacht wurde“, sagt Gerda Braun. Sicher ist schon jetzt, dass eine Menge Arbeit auf die drei Frauen zukommt. „Aber unsere Vorgänger haben viel Erfahrung und unterstützen uns sicher, wenn wir sie brauchen“, ist sich die neue Vereinsvorsitzende sicher.

Überhaupt sei der ganze Verein sehr aufgeschlossen. Jeder helfe, wo er könne. Jeder habe sein Steckenpferd. Der eine backe Kuchen für ein Fest, der nächste kenne sich mit Computern aus. Gerda Braun hat sich sowieso vorgenommen, die Mitglieder immer einzubeziehen und alles offen und transparent zu gestalten. Der Vorstand sieht sich als Team, das vieles gemeinsam machen will.

„Bei uns muss niemand vorsingen, bevor er eintreten darf“

Dazu gehört insbesondere, den Jahresablauf zu organisieren: Der Besuch in einer Besenwirtschaft, das Frühlingsfest, den Ausflug im Sommer und das Jahreskonzert im November sind da nur einige Termine. Als nächstes steht das Herbstfest an. Bis vor zwei Jahren hat der Männergesangverein und Frauenchor Rohr auch noch beim Reigen der Waldfeste mitgemacht. „Aber das können wir nicht mehr leisten. Der Verein ist dafür zu alt“, sagt Braun.

Der demografische Wandel macht dem Verein insgesamt zu schaffen. Derzeit singen 13 Männer und 27 Frauen in dem gemischten Chor. „Bei den Frauen kommt immer mal jemand dazu, bei den Männern aber leider nicht“, bedauert die neue Vorsitzende. Sie und ihre Mitstreiterinnen können das freilich nicht ganz nachvollziehen und schwärmen in den höchsten Tönen von ihrem Verein. Jede der drei Frauen hält diesem seit mehr als 20 Jahren die Treue. Gerda Braun sogar, obwohl sie mittlerweile in Waldenbuch wohnt. „Für mich stand aber immer fest, dass ich weiterhin jeden Dienstag nach Stuttgart zum Singen komme.“ Auch Christina Herrmann ist beim Singen „einfach in einer anderen Welt“. Und Marlies Borst hat sich „von Anfang an in dem Verein wohlgefühlt.“

Dieses Gefühl wolle man auch neuen Mitgliedern vermitteln. Zum Vereinsleben gehöre eben auch die Geselligkeit. „Und bei uns muss niemand vorsingen, bevor er eintreten darf“, ergänzt Braun. Sie ist frohen Mutes, dass es den Männergesangverein und Frauenchor Rohr noch viele Jahre lang gibt. Bereut haben es die drei Frauen jedenfalls nicht, dass sie in den Vereinsvorstand eingetreten sind. „Das werden wir auch nicht bereuen“, ist sich Marlies Borst sicher. „Wir beißen uns da durch.“