Der Stuttgarter Konzern trennt sich von knapp 7000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 1,4 Milliarden Euro – und erhält im Gegenzug von dem Erwerberkonsortium 545 Millionen Euro in bar.

Stuttgart - Bosch hat einen Käufer für sein traditionsreiches Geschäft mit Startern und Generatoren gefunden. Der Technologiekonzern aus Stuttgart und ein Konsortium aus China – bestehend aus dem Industriekonzern ZMJ und dem Finanzinvestor CRCI – haben am Dienstag den Kaufvertrag unterschrieben. Über die Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte Bosch mit. Der Kaufpreis betrage 545 Millionen Euro in bar, sagte dagegen ein Sprecher des Konsortiums. Knapp 7000 Bosch-Mitarbeiter in 14 Ländern werden nun den Arbeitgeber wechseln. Davon sind 500 Beschäftigte am Entwicklungsstandort Schwieberdingen und 900 Mitarbeiter am Produktionsstandort Hildesheim betroffen.

 

Am Dienstag wurden die Beschäftigten auf Mitarbeiterversammlungen informiert; in Schwieberdingen stellte sich auch der Chef von ZMJ vor. Der Vollzug der Übernahme steht unter anderem noch unter kartellrechtlichem Vorbehalt. Zusätzlich müssen die Beschäftigten an den deutschen Standorten dem Betriebsübergang zustimmen.

Die Beschäftigten dürfen abstimmen

Dass die Beschäftigten gefragt werden, haben sie ihren Arbeitnehmervertretern zu verdanken. Vor rund zwei Jahren hat Bosch angekündigt, sich vom Anlasser-Geschäft ganz oder teilweise trennen zu wollen. Damals hatte der Betriebsrat durchgesetzt, dass bei der anstehenden Ausgründung jeder Mitarbeiter seinem neuen Anstellungsvertrag zustimmen muss. In der Folge entstand die Bosch-Tochter Robert Bosch Starter Motors Generators Holding (SG). Zudem haben Bosch und die Arbeitnehmervertreter damals festgelegt, dass die Beschäftigten bei einem kompletten Verkauf – der Fall ist nun eingetreten – noch einmal gefragt werden. Diese Abstimmung steht nun an. Mit einigen Bonbons will man den Beschäftigten die Zustimmung erleichtern. Wie zu hören ist, soll es dabei um einen Kündigungsschutz bis 2020 und eine Standortgarantie bis 2022 gehen. Auch sollen die Beschäftigten des Starterbereichs quasi eine Rückkehrgarantie in den Konzern erhalten.

ZMJ (Zhenzhou Coal Mining Machinery) wurde 1958 gegründet und ist ein weltweit führender Hersteller von Maschinen für den Kohlebergbau. Im Jahr 2013 ist das Unternehmen ins Geschäft mit Fahrzeugteilen eingestiegen – und verfolgt nun ehrgeizige Wachstumsziele in diesem Bereich. So hat ZMJ im vergangenen Jahr Asimco übernommen, einen Hersteller von Startern und Generatoren, der ähnlich groß wie der nun erworbene Bosch-Bereich ist. ZMJ hat im vergangenen Jahr mit rund 3000 Mitarbeitern knapp 400 Millionen Euro umgesetzt. In diesen Zahlen ist die Asimco-Übernahme noch nicht enthalten.

„Wir haben unser Ziel erreicht“, sagt Bosch-Geschäftsführer Bulander

„Diese Übernahme ist ein bedeutender Schritt hin zu unserem Ziel, ein weltweit führender Anbieter von Fahrzeugkomponenten zu werden“, kommentierte ZMJ-Aufsichtsratschef Chengyao Jiao das Geschäft. „Wir freuen uns darauf, die hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das kompetente Führungsteam von SG künftig in der ZMJ-Familie begrüßen zu dürfen“, fügte er hinzu. „Wir sind überzeugt davon, dass der Zusammenschluss es SG ermöglicht, seine Produkte auf die Bedürfnisse von Wachstumsmärkten auszurichten“, lässt sich Mark Qiu, Chef des Investors CRCI, in der Mitteilung zitieren. „Wir haben unser Ziel erreicht und einen Erwerber gefunden, der ein tragfähiges industrielles Konzept und eine langfristige Orientierung für die erfolgreiche internationale Weiterentwicklung des Geschäfts und damit für die Mitarbeiter bietet“, betont Rolf Bulander, in der Bosch-Geschäftsführung zuständig für das Kfz-Geschäft.

Das Anlasser-Geschäft hat Tradition. 1914 hat Bosch den ersten elektrischen Anlasser für Autos präsentiert – und sogar die Mitarbeiterzeitung danach benannt: den „Bosch-Zünder“. Jedoch war es in der Vergangenheit nicht immer ein einfaches Geschäft; viele Jahre war der Bereich defizitär. Mittlerweile befindet er sich auf Wachstumskurs. Vor zwei Jahren waren in dem Bereich 6500 Mitarbeiter tätig, mittlerweile sind es knapp 7000. Auch der Umsatz, der 2014 bei 1,4 Milliarden Euro lag, sei gestiegen, sagte ein Bosch-Sprecher. Die Produkte seien wettbewerbsfähig. Dennoch: Was fehlt sei ein ausreichendes Differenzierungspotenzial gegenüber Konkurrenzprodukten, begründete ein Sprecher einmal die Verkaufsabsichten. Zudem sei das Geschäft europalastig, die Wachstumsmärkte liegen aber in den USA und in Asien.