Daniela Müller gibt ihr Geschäft in der Steinheimer Stadtmitte zum Ende des Jahres auf. Das Lieblingsstückle war nicht nur ein Ort, an dem es Schönes zu kaufen gab. Es war auch ein Treffpunkt.

Ludwigsburg: Karin Götz (kaz)

Vor acht Jahren hat Daniela Müller das Lieblingsstückle eröffnet. Wer Freude an schöner Deko, Geschirr, Schmuck, Taschen und Kleidung hat, wurde bei der 58-Jährigen fündig. Doch spätestens am 24. Dezember ist Schluss. Daniela Müller gibt den Laden auf. „Sollte ich vorher meine ganze Ware verkauft haben, dann schließe ich auch früher“, sagt sie. Am 19. November postete die Steinheimerin die Nachricht auf Facebook. Ein Großteil der Ware ist schon verkauft.

 

Doch viele Kunden kommen seitdem auch einfach so in den Laden in der Marktstraße, um ihr Bedauern auszudrücken. „Das Geschäft war der einzige Lichtblick hier im Ort“, sagt eine Dame mittleren Alters, als sie auf dem Weg zum Friseur kurz bei Daniela Müller vorbeischaut. Begegnungen wie diese bewegen die 58-Jährige. „Dass die Kunden diesen Ort hier nicht mehr haben werden, das tut mir weh“, sagt sie.

Lieblingsstückle: Überlegungen für ein Café

Das Lieblingsstückle war mehr als ein Dekoladen. Es war ein Ort, an dem auch einfach mal ein Schwätzle gehalten und eine Auszeit vom hektischen Alltag genommen wurde. „Ich habe oft gesagt, dass eigentlich nur noch die Tasse Kaffee fehlt“, sagt Daniela Müller und lacht.

Kein Wunder, dass die Unternehmerin auch mit dem Gedanken gespielt hat, perspektivisch ins Geschäft ein kleines Café zu integrieren. Schließlich führte sie 15 Jahre lang in Steinheim das Restaurant Mühlenscheuer. Doch die räumlichen Möglichkeiten für eine Küche fehlten und so entschied sich Müller am Ende für einen klaren Schnitt.

Ihre zwei Vierbeiner sind im Laden immer dabei. Foto: Simon Granville

Ein schleichender Prozess sei es gewesen, erzählt die Steinheimerin. In der Coronapandemie habe man geschaut, dass man irgendwie überlebt. Als der Laden im Lockdown monatelang geschlossen bleiben musste und auch keine Aufträge für Dekorationen bei Veranstaltungen eingingen, begann Daniela Müller bei einem Bäcker zu arbeiten. Ein Nebenjob, den sie immer noch macht – um ihr Baby, das Lieblingsstückle, nicht aufgeben zu müssen.

Um 4.30 Uhr in der Früh verlässt die 58-Jährige das Haus. Bis 9.30 Uhr geht der Dienst hinter der Ladentheke in Freiberg, eine halbe Stunde später schließt sie ihren Laden in Steinheim auf. Auf Dauer ist das nicht zu schaffen.

Leute haben weniger Geld

Dass die Kunden weniger Geld für all die schönen Dinge ausgeben, die im Lieblingsstückle angeboten werden, macht sie ihnen nicht zum Vorwurf. Früher seien die Stammkunden alle drei, vier Wochen gekommen. Jetzt zwei oder drei Mal im Jahr. „Aber ich kann verstehen, dass jeder sein Geld zusammenhält. Alles wird teurer und die Menschen haben Sorgen, was kommt“, weiß Müller. „Außerdem leben wir in einer Zeit, in der Minimalismus eine große Rolle spielt – vor allem bei Jüngeren.“

Die 58-Jährige hat ihr Lieblingsstückle und den Kontakt zu ihren Kunden geliebt. Und doch hat sie mit diesem Lebenskapitel innerlich abgeschlossen. „Das letzte halbe Jahr habe ich gebibbert, ob es jeden Monat reicht und ich wollte nicht warten, bis ich die ersten Rechnungen nicht zahlen kann. Es war richtig, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen“, sagt sie. Im Januar beginnt Daniela Müller einen Job in einem Büro. Eine neue Herausforderung, auf die sie sich freut. „Ich konnte schon immer gut nach vorn schauen.“