Stuttgart - Psychologen haben 100 Experimente ihrer Kollegen wiederholt und kamen in mehr als der Hälfte der Fälle zu einem anderen Ergebnis. Das heißt, dass irgendetwas nicht stimmen kann: Entweder die Originalstudien oder die Wiederholungen haben ein Problem. Ähnliche Hinweise gibt es auch in anderen Disziplinen, und sie werden dort ebenfalls kritisch diskutiert. In der Summe lassen diese Probleme den Laien aufhorchen: Ist mit der Psychologie oder gar mit der Wissenschaft etwas nicht in Ordnung? Stehen ihre Erkenntnisse auf wackeligem Fundament?

 

Wer so fragt, setzt voraus, dass Experimente unanfechtbar sind, sofern sie sauber durchgeführt werden. Aber es sind immer nur einzelne Beobachtungen, die sich erst nach und nach zu einer belastbaren Erkenntnis verdichten. Eine Studie kann interessant sein, aber sie allein beweist noch nichts. Die Wissenschaft produziert zuverlässiges Wissen nur langsam – für manche auch zu langsam. Nicht nur in der Öffentlichkeit, auch in der Wissenschaft selbst werden die Ansprüche hochgeschraubt: Gefordert werden schnelle Erfolge.

Die gescheiterten Wiederholungen zeigen daher nicht, dass die Forschung in einem schlechten Zustand wäre. Im Gegenteil: die Forscher machen ihre Arbeit und überprüfen auch, was gesichert erscheint. Man sollte sie lassen.