Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Die Ehefrau starb noch in den Trümmern. Auch ein fünfjähriges Kind, das zu Besuch war, zog man tot aus dem Schutt. Einem jungen Mann, der zufällig am Haus vorbeiging, „wurde der Schädel zerschmettert, sodass er nach kurzer Zeit eine Leiche war.“ Der 13-jährige Dietz’sche Sohn starb bald darauf im Krankenhaus.

 

König Karl kam am Montag erneut zur Unglücksstelle. Er spendete dem Vater und den drei überlebenden Kindern, die sich kurz vor der Explosion zu einem Spaziergang aufgemacht hatten, 200 Gulden. Die Abgeordnetenkammer diskutierte noch in der gleichen Woche über die Folgen der Explosion. Oberbürgermeister Heinrich von Sick rief die Stuttgarter zu Spenden auf. Für 15 Kreuzer konnte man zugunsten der betroffenen Familie eine Ansicht (siehe Bild) des zerstörten Hauses erwerben oder für drei Kreuzer den „wahrhaften Bericht“.

Die Versicherung wollte zunächst nichts bezahlen

Und es wurde das Gesetz geändert. Die Gebäudeversicherungsanstalt weigerte sich nämlich, zu zahlen, da Gasexplosionen nicht zu den abgedeckten Schäden gehören würden. Die Schwäbische Chronik empörte sich mächtig, Bürger kamen zu einer Versammlung zusammen und gründeten eine Art frühe Bürgerinitiative, die Politik wurde aktiv. Am Ende zahlte die Anstalt.

Grundsätzliche Bedenken der neuen Gastechnik gegenüber wurden in den Debatten dagegen nie geäußert. Der Fortschritt ließ sich nicht zurückdrehen. Immer mehr Menschen schlossen ihr Haus an das Gasnetz an, das lange noch ausschließlich der Beleuchtung diente. Dass man mit Gas auch Kochen und Heizen konnte, wurde erst um 1900 beliebter. Dann aber machte die Elektrizität dem Gas immer stärker Konkurrenz. Die letzte Straßenlaterne in Stuttgart, die mit Gas betrieben wurde, ging jedoch erst im Mai 1953 außer Betrieb.