Der Student Bastian Winkler, der in der Birkheckenstraße 30 vor sich hin tüftelt, will Balkonbesitzern helfen, sich mit Gemüse selbst zu versorgen.

Birkach - Es hört sich an wie eine Spülmaschine. Ein Schlauch saugt das Wasser aus einem Eimer. Es gluckert durch die grüne Gummischlange und verschwindet in einem Pflanzenkübel. Doch das Geräusch verstummt nicht, die Reise des Wassers geht weiter von Topf zu Topf. Nach einer Weile gelangen die Tropfen in ein großes Gefäß am Boden. Es ist bis zum Rand gefüllt mit welken Blättern und Speiseabfällen – es ist der Komposteimer. Bastian Winkler dreht die Pumpe ab. Er hat sie aus einer Waschmaschine gebaut, die er auf dem Sperrmüll gefunden hat. „Das Ganze hat mich keinen Cent gekostet“, sagt der Mann mit dem Pferdeschwanz und grinst.

 

„Das Ganze“ hat auch noch keinen Namen. Winkler nennt es im Moment „System“. Ein Freund von ihm hat „Mai G’müs“ vorgeschlagen, denn darum geht es schließlich. Winkler hat in seinem Garten an der Birkheckenstraße 30 ein Kreislaufsystem entwickelt, dass Gemüsepflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt, ohne dass etwas von außen zugefügt werden muss. Außerdem ist es äußerst sparsam: Es reicht Wasser in einen Eimer zu gießen, um mehrere Töpfe zu bewässern.

Die Pumpe befördert das Wasser aus dem Eimer in den Schlauch. Dieser führt es in den Topf. In ihm liegt die Erde über einer Schicht von Steinen. Das Wasser sickert durch die Erde zwischen die Steine. Diese filtern die Schwebstoffe heraus. Dann fließt das Wasser in einen weiteren Schlauch, der es in einen neuen Gemüsetopf transportiert. Er ist nach demselben Prinzip mit Erde und Steinen befüllt, so dass sich der Reinigungsprozess wiederholt. Insgesamt fließt der gleiche Schwall Wasser durch eine Handvoll Pflanzenkübel. Dann sickert er in den Komposteimer. Zwischen den Abfällen aus Garten und Küche versteckt sich der Clou des Systems: Regenwürmer tummeln sich im Kompost und erfreuen sich daran.

Guter Dünger

Das Wasser spült wiederum den Kot der Tiere über einen weiteren Schlauch in den Eimer mit der Wasserpumpe, der am Anfang des Bewässerungskreislaufs steht. Das stelle keine Verunreinigung dar, sondern das Gegenteil, erklärt Bastian Winkler. „Der Kot steckt voller Nährstoffe, das ist ein guter Dünger.“

Winkler studiert an der Universität Hohenheim das Fach Nachwachsende Rohstoffe. Er will eine Doktorarbeit schreiben. Doch der Versuch, im Garten des Hauses an der Birkheckenstraße, das er gemeinsam mit anderen Studenten bewohnt, sei Privatsache und habe nicht direkt etwas mit seinem Studium zu tun.

Im vergangenen Jahr war er in Südafrika. Im Osten des Landes hat er auf einer Farm das Kreislaufsystem in einem größeren Maßstab kennengelernt. „Allerdings haben die Südafrikaner einen Fischteich benutzt, um das Wasser für die Pflanzen mit Nährstoffen anzureichern“, sagt Winkler. Das Bewässerungssystem für die südafrikanische Farm hat ihn gleichwohl inspiriert, das gleiche Prinzip im kleineren Maßstab nachzubauen – etwas, das auch auf den deutschen Balkon passt.

Pumpe mit Solarstrom geplant

Winkler glaubt an Vermarktungschancen für eine Wasser- und Nährstoffversorgung aus dem Eimer, die für einen individuellen Gemüse- und Obstanbau ausreichen soll. Er verweist auf das so genannte Urban Gardening, also den Anbau von Gemüse und Obst auf städtischen Flächen, das ist in den vergangenen Jahren immer populärer geworden. „Weil wir keine Dünger brauchen, bauen wir besonders nachhaltig an“, sagt der Student.

Im Moment habe die Umweltbilanz allerdings einen Negativposten: Der Strom für die Pumpe kommt noch aus der Steckdose. „Ich will das Ganze in Zukunft mit einem Solarmodul betreiben“, sagt Winkler. Der Birkacher Student muss also weitertüfteln.