Ein rosa lackierter Tisch, lila Sitzpolster, rosa und lila Tischdeckchen: Vor fast einem Jahr haben die Vereinsmitglieder – zirka 40 türkischstämmige Frauen – ihren Treffpunkt renoviert und hübsch eingerichtet.

Stuttgart-Weilimdorf - Ein rosa lackierter Tisch, lila Sitzpolster, rosa und lila Tischdeckchen – die Zielgruppe des Kulturcafés „Birlik“ an der Glemsgaustraße 17 ist unschwer zu erraten. Vor fast einem Jahr haben die Vereinsmitglieder – etwa 40 türkischstämmige Frauen – den Treffpunkt renoviert und eingerichtet. Ihre Männer haben ihnen dabei geholfen, doch seit der Eröffnung müssen sie draußen bleiben. Denn das Kulturcafé und alle Aktivitäten des Vereins richten sich ausschließlich an weibliche Besucher.

 

Bislang haben alle Mitglieder türkische Wurzeln, aber die Vorsitzenden wünschen sich sehr, dass bald auch Frauen anderer Nationalitäten im Café vorbeischauen. „Jeder ist bei uns willkommen“, betont Fatma Süer. Doch bis heute habe sich noch keine über die Türschwelle gewagt. „Wir merken, dass sie neugierig gucken. Aber sie sehen unsere Kopftücher und trauen sich nicht“, bedauert sie und versichert, die Skepsis sei unbegründet. Egal ob die Besucherinnen im kurzen Sommerrock oder mit verschleiertem Gesicht hereinkommen, ob sie während der Ramadanzeit fasten oder sich im Kulturcafé einen Kaffee kochen, „das ist alles kein Problem“, sagt Fatma Süer. „Wir sind kein islamischer Verein.“ Vielmehr soll der Treffpunkt für etwas da sein, das Frauen aller Kulturkreise miteinander verbindet: die Freude daran, zu schwätzen, sich über Probleme auszutauschen oder Neuigkeiten zu verkünden. „Birlik heißt Zusammenhalt“, erklärt Fatma Süer die Bedeutung des Vereinsnamens.

Als der Verein im Jahr 2004 in Feuerbach ins Leben gerufen wurde, war das Anliegen der Gründungsmitglieder noch, ausschließlich türkische Frauen zu gewinnen. „Wir wollten sie aus ihren Häusern rausholen, damit sie in Gesellschaft kommen und Deutsch lernen“, erklärt Süer. Die Liste der Veranstaltungen, welche die Mitglieder seither organisiert haben, ist lang: Seminare zu den Themen Kindererziehung, Selbstbewusstsein oder Integration, ein Infoabend über das Bildungssystem in Deutschland oder über die Patenschaft von Waisenkindern sowie Singstunden, Selbstverteidigungskurse, Nähunterricht oder eine gemeinsam konzipierte Fotoausstellung über die erste Ankunft in Deutschland. Ab und zu verkaufen die Frauen Kleinigkeiten auf dem Flohmarkt und spenden den Ertrag an ärmere Länder. Auch zweitägige Ausflüge zum Beispiel nach Konstanz oder Blaubeuren standen schon auf dem Programm – natürlich ohne Männer.

„Es tut uns gut, selbstständig zu sein und etwas für uns zu haben“, sagt Fatma Süer. „Wenn ich mit schlechter Laune aufstehe und dann in Weilimdorf die Frauen treffe, sagt mein Mann hinterher: Du bist aber gut gelaunt!“