Nachts leuchtet sie hell. Die größte Litfaßsäule der Stadt ist 31 Meter hoch und steht am Pragsattel. Nur wenige wissen, dass der Bosch-Turm, wie er aufgrund des Werbe-Schriftzugs genannt wird, ein Hochbunker ist.

Feuerbach - Nachts leuchtet sie hell. Die größte Litfaßsäule der Stadt ist 31 Meter hoch und steht am Pragsattel. Nur wenige wissen, dass der Bosch-Turm, wie er aufgrund des Werbe-Schriftzugs genannt wird, ein Hochbunker ist. „Während des Zweiten Weltkrieges war in dem Gebäude der sogenannte Sicherheits- und Hilfsdienst untergebracht“, sagt Rolf Zielfleisch, Vorsitzender des Vereins Schutzbauten Stuttgart. Nach dem Krieg wurde der Bunker zeitweilig als Notunterkunft für Männer genutzt. Die Zustände in den stickigen Räumen seien erbärmlich gewesen, hat der Vorsitzende in Archiven recherchiert. „Zwei Männer teilten sich einen Raum von fünf Quadratmetern. Fenster gab es keine, aus den Lüftungsrohren kam Staub und Schmutz, der sich an den Wänden und Möbeln ablagerte.“ 1964 wurde die Notunterkunft ein für allemal geschlossen. Zur Zeit des Kalten Krieges befand sich auf dem Hochbunker eine Messstation für Radioaktivität. Als 1991 die Pläne für die Internationale Gartenausstellung (IGA) auf dem Killesberg Gestalt annahmen, gab es die Überlegung, auf der Turmplattform ein Café mit Panoramablick einzurichten. „Doch die Pläne scheiterten auch deshalb, weil die Stadt befürchtete, dass im Brandfall die Fluchtwege nicht funktionstüchtig sind“, sagt Zielfleisch. Diese Sorge kam nicht von ungefähr. 1988 schlug ein Blitz in die Fassade des Hochbunkers ein. Es brannte lichterloh, die Feuerwehr musste zum Löschen anrücken.

 

Brandheiß waren wohl auch die Videoszenen, die an der Fassade des Bosch-Turms eines Nachts über den Bildschirm flimmerten. Vor etwa zwei oder zweieinhalb Jahren, genau weiß es Zielfleisch nicht mehr, seien zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens Pornobilder statt der üblichen Werbeeinblendungen am Turm zu sehen gewesen. „Die Polizei kam damals auf unseren Verein zu, weil sie im Zuge ihrer Ermittlungen einen Schlüssel für den Bunker haben wollte.“ Mehrere Passanten hatten wegen der nächtlichen Schmuddelszenen Anzeige erstattet. Und wer war für das bizarre Verkehrsgeschehen am Pragsattel verantwortlich? Zielfleisch zuckt die Schultern und sagt: „Ich bin unschuldig.“