Die Ortshistorikerin Sonja Mailänder ist auf der Suche nach Keramiken aus dem Hause Probst. Einst wurden schon einmal viele zusammengetragen. Doch die Bilder sind verschollen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Sie sehen rustikal aus, und manchmal ist auf ihnen auch ein typisch schwäbischer Spruch zu lesen, nach dem Motto: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aus dem Hause Probst gibt es viele Alltagsgegenstände wie Krüge, Kannen, Vasen, Teller und ganze Kaffeeservice. Darüber hinaus sind unter diesem Namen aber auch kunstvolle Skulpturen und Brunnenfiguren entstanden. Allen gemein ist, dass sie einzeln gefertigt und in aufwendiger Handarbeit bemalt und glasiert wurden.

 

Der Möhringer Unternehmer Berthold Probst gründete die „Kunstkeramischen Werkstätten Probst & Kluge“ 1919 zusammen mit Max Kluge vom Stuttgarter Kunstgewerbe- und Fachlehrerverein. Ihre Produkte waren nicht nur bei den Menschen im Flecken beliebt, sondern auch weit darüber hinaus. Doch 1925 starb Berthold Probst. Seine Familie führte die Geschäfte weiter, doch die Blütezeit war vorbei. 1934 produzierten die Mitarbeiter der Möhringer Fabrik die letzten Probstkeramiken.

Der See ist nach dem Unternehmer benannt

Dort, wo sich einst die Ziegeleigrube befand, ist heute der nach dem Unternehmer benannte Probstsee. Aber nicht nur er erinnert an den bekannten Möhringer. In vielen Haushalten auf den Fildern gibt es noch Alltags- und Kunstgegenstände aus dem Hause Probst. Die Ortshistorikerin Sonja Mailänder ist auf der Suche nach ihnen. Denn seit mehreren Jahren arbeitet sie an einem Buch über den Unternehmer und Kunstliebhaber. In diesem solle es um sein Leben und Wirken gehen und vor allem um die Keramiken. Mailänder hat mittlerweile alle Texte geschrieben. „Jedes Kapitel hat einen Anfang und ein Ende und auch das Inhaltsverzeichnis ist fertig“, sagt Mailänder. Allein die Fotos fehlen noch.

Es gab schon einmal eine Veröffentlichung über die Firma Probst. Der Mediziner Wilfried W. Geissler hatte einst eine Schrift in Auftrag gegeben. Denn der Internist hatte die Praxisräume von der Probst-Enkelin Susanne Ostertag übernommen. So wurde sein Interesse an dem Möhringer Unternehmer geweckt. Es gab eine Ausstellung in der Praxis und später auch im Heimatmuseum im Spitalhof. Damals entstanden viele Fotos von den wertvollen und alltagstauglichen Stücken, welche über ganz Möhringen verteilt sind. „Doch die Bilder sind verschollen“, bedauert die Ortshistorikerin. Sie hofft nun, dass sich die Menschen auf den Fildern, die noch Keramiken zu Hause haben, bei ihr melden. Darüber hinaus sucht sie alles, was an das Unternehmen Probst erinnert, seien es alte Fotos oder gar Ziegelsteine.

Geplant ist ein umfangreiches Werk

Im kommenden Jahr soll das Buch fertig werden. Denn 2018 jährt sich die Gründung der Ziegelei Probst zum 125. Mal. Es soll nicht nur eine Neuauflage des Büchleins von damals sein, sondern ein deutlich umfangreicheres Werk mit Infos zur Ziegelei Probst und zur Geschichte des Probstsees sowie vielen großformatigen Bildern. „Mir ist das Thema wichtig, weil es ein Möhringer Produkt und ein Stück Ortsgeschichte ist, das noch immer zu wenig zur Kenntnis genommen wird“, sagt Mailänder.

Wer Keramiken oder sonstiges Material von der Firma Probst hat, kann sich bei Sonja Mailänder unter Telefon 71 11 50 oder per Mail an So.Mailaender@t-online.de melden. Auch Sponsoren werden noch gesucht.