Die Journalistin Sibel Schick wettert auf Twitter unter dem Hashtag „MenAreTrash“ gegen Männer – und löst eine Debatte aus: Ist das noch Feminismus?

Stuttgart - Sind wirklich alle Männer unerträglich? Die „Taz“-Autorin Sibel Schick findet: ja. Unter dem Hashtag „MenAreTrash“, zu Deutsch: „Männer sind Müll“, twitterte sie vor einiger Zeit: „Es ist ein strukturelles Problem, dass Männer Arschlöcher sind“.

 
Dieser Feminismus mit der Keule löste eine hochgradig emotionale Debatte aus. Statt den Standpunkt von Frauen zu verdeutlichen, bewirke der Slogan das Gegenteil, schimpfen Kritikerinnen.

Dass gesellschaftliche Debatten selten mit netten Floskeln angestoßen werden, dass radikales Denken noch radikalere Formulierungen nach sich zieht, ist nicht neu. Schwule und Lesben zum Beispiel haben nicht bloß freundlich an Behördentüren geklopft, um gleiche Rechte zu bekommen. Gesellschaftliche Gegenbewegungen müssen laut sein – so auch der Feminismus. Vorsätzlich provokant riss einst Susan Sontag in ihren Essays Tabuthemen wie pornografische Gewaltfantasien, weibliche Orgasmen und Geschlechterklischees an. Dennoch: Der Fall Sibel Schick ist unklar. Ihr Hashtag war ursprünglich eine Reaktion auf den Mord an der 22-jährigen Südafrikanerin Karabo Mokoena, die von ihrem Freund erstochen wurde. Macht Schick daraus nun einen pointierten Angriff auf gesellschaftliche Machtstrukturen? Oder schießt sie unabsichtlich weit über ihr Ziel hinaus? „Ihr positioniert euch da, wo die Macht steht“, entgegnet sie ihren Kritikern patzig.

Die Twitter-Nutzer reagieren gespalten: Während Schicks Befürworter sie für ihre kompromisslose Schlagfertigkeit loben, deklassiert die Gegenseite, zum Beispiel die Sozialwissenschaftlerin Jutta Ditfurth, die These als „anti-emanzipatorische, regressive Sackgasse“.

Von militanten Gegnern soll Schick inzwischen sogar Morddrohungen erhalten haben.

Egal, wie richtig, wichtig, verrückt oder überreizt man Schicks Wortwahl findet, eines steht außer Frage: Die pauschalisierenden Aussagen öffnen den hämischen Gegnern der Gleichberechtigung Tür und Tor. Die wettern nun mit vorher kaum zu erhoffender Reichweite gegen Schick im Besonderen und den Feminismus im Allgemeinen. Und auch wenn man Schick nicht völlig recht geben mag: Ein paar der Kommentare machen verständlich, wie sie zu ihrer These kommt.