Welchen Hürden begegnen Frauen im Influencer-Business? Warum werden Geschlechter in sozialen Medien oft klischeehaft dargestellt? Antworten bietet eine neue Studie der Stiftung von Schauspielerin Maria Furtwängler.

Berlin - Starke Frauen scheinen es im Influencer-Business schwer zu haben. „Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit dir zeigen wollen.“ So beschreibt es eine Youtuberin. Eine andere sagt: „Je plakativer das Klischee, umso besser wird es geklickt. Je mehr du einem gewissen Schönheitsideal entsprichst oder einer gewissen Erwartung, verdienst du natürlich besseres Geld.“

 

Die Aussagen stammen von zwei der 14 Youtuberinnen, die die MaLisa-Stiftung von Maria Furtwängler und Tochter Elisabeth zur Branche befragen ließ. Die neue Studie trägt den Titel „Weibliche Selbstinszenierung in den Neuen Medien.“ Im vergangenen Jahr hatte die MaLisa-Stiftung bereits die Geschlechterdarstellungen im deutschen Film und Fernsehen untersuchen lassen. Das Verhältnis von eins zu zwei von weiblichen zu männlichen Protagonisten, das sich in Kino und TV gezeigt habe, sei auch bei den 100 beliebtesten Musikvideos, den 100 beliebtesten Youtube-Kanälen und den Top 100 Instagramern in Deutschland zu finden, wie die neue Studie zeige.

Schauspielerin Maria Furtwängler kritisiert Strukturen

„Wenn man sieht, dass die Frauen auch in den Medien, die hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert werden, nur ein Drittel der Protagonistinnen stellen, muss man sich fragen, was mit den Strukturen nicht stimmt“, sagte Maria Furtwängler. Die Studie wurde am Montag in Berlin vorgestellt.

Die Studie besteht aus den drei Teilbereichen Youtube, Instagram und Musikvideos. Der erste Teil wurde von der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg durchgeführt, die anderen beiden Teile vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk. Unter anderem wurden 1000 Youtube-Kanäle analysiert, 300 Posts von erfolgreichen Influencerinnen auf wiederkehrende Muster untersucht und knapp 750 junge Menschen zwischen 13 und 19 Jahren zu ihrer Rezeption von Musikvideos befragt.

Wie Frauen und Männer sich auf Youtube unterschiedlich darstellen

Auf Youtube, so das Ergebnis der Studie, seien knapp 70 Prozent der Hauptakteure Männer. Frauen agierten in Youtube-Videos meist im privaten Umfeld, während Männer oft den öffentlichen Raum als Kulisse nutzten. So zeigten sich 71 der Frauen in den untersuchten Videos in ihrer Wohnung. Etwas mehr als zwei Drittel thematisierten ihre Gefühle. Bei den Männern täten dies nur 44 Prozent.

Die MaLisa-Stiftung geht aufgrund der Gespräche mit 14 Youtuberinnen davon aus, dass die stereotypen Darstellungen keineswegs nur auf privaten Interessen basierten. „Die befragten Youtuberinnen verwiesen auf Hürden, die es erschweren, aus dem Themenumfeld Beauty auszubrechen und sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen“, heißt es in der Studie. Die Youtuberinnen berichteten auch von engen Zuschauererwartungen und kritischen, mitunter bösartige Kommentaren, wenn sie den normierten Erwartungen widersprächen.

Vielfalt geht verloren

Im Bezug auf Instagram kommt die Studie unter anderem zu dem Schluss, dass Mädchen, die Influencerinnen folgen, größeren Wert auf ihr Gewicht legten. Knapp 850 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, davon rund 400 Mädchen, wurden zu ihrem Verhalten auf Instagram befragt. Bei der Gruppe der Mädchen, die keiner Influencerin folgt, sagten etwa 40 Prozent, schlank zu sein sei „sehr wichtig“. Bei denjenigen, die Influencerinnen folgen, waren es dagegen mehr als 60 Prozent. Das muss aber nicht heißen, dass dabei ein kausaler Zusammenhang besteht.

Generell kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Selbstinszenierung sowohl von gewöhnlichen Instagram-Nutzerinnen als auch von Profis immer gleichförmiger werde. Vielfalt auf Instagram gehe verloren.