Die frischgekürte Grammy-Preisträgerin Kim Petras ist eine bekennende Transfrau. Was bedeutet das?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Mit Kim Petras hat in der Nacht zu Montag die erste Transgenderfrau, geboren in Deutschland, einen Grammy gewonnen. Schon früh habe sie sich als Mädchen gefühlt, berichtet die 30-Jährige. Entsprechend emotional war die Grammy-Verleihung für sie.

 

Aber auch in der ARD ging es zur Primetime indirekt um das Thema Geschlechtsidentität und die Frage: Was ist das eigentlich für ein Ermittler im Polizeiruf 110, der in Frankfurt/Oder die Fälle löst? Mitunter trägt er Röcke. Er schminkt sich die Augen mit Kajal. Wenn er ins Wasser springt, verwischt seine Schminke.

Überhaupt ist er ein Typ, der sich nicht gerne festlegen lässt. André Kaczmarczyk, der den Polizisten Vincent Ross verkörpert, sei der erste transfluide Kriminalpolizist, heißt es offiziell bei der ARD. Soll heißen: Die Figur des Ermittlers Ross will sich nicht festlegen, ob sie nun Mann oder Frau ist. Ross’ Geschlechtsidentität ist fließend.

Was ist ein Transmensch?

Eine Transfrau ist ein Mensch, dem nach seiner Geburt offiziell aufgrund seiner körperlichen Sexualmerkmale das männliche Geschlecht zugeordnet worden ist. Selbst fühlt er sich aber als Frau. Ähnlich verhält es sich bei einem Transmann. Er gilt offiziell als Frau, fühlt sich aber als Mann. Zunehmend mehr Menschen, die sich im falschen Geschlecht fühlen, begeben sich auf den sogenannten Weg der Geschlechtsangleichung und versuchen, rechtlich und auch körperlich ihr bisher gefühltes Geschlecht anzunehmen. Der Weg geht auf der rechtlichen Ebene über Namensänderung und auf der medizinischen über Hormoneinnahme und Operationen.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Britische und US-amerikanische Studien und Befragungen kommen zu dem Resultat, dass zwischen 0,5 und 0,6 Prozent der befragten Menschen sich als transgender fühlen.

Die Deutscher Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) geht für das Jahr 2022 von 5587 Geschlechtsangleichungen beziehungsweise Änderungen im Personenstandsregister aus. Grundlage der Zahl sind die ausgestellten Ergänzungsausweise. 1422 bislang als Männer geführte Personen ließen sich als Frauen eintragen, 2460 bislang als Frauen registrierte Menschen als Männer. Dazu kommen 1705 nichtbinäre Personen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen. Die Zahlen sind steigend.

Welche gesellschaftlichen Konflikt ergeben sich daraus?

In den Frauenhäuser wird vielfach darüber diskutiert, ob auch Transfrauen dort Aufnahme finde sollen. Auf der Internetseite des Bundesfamilienministeriums heißt es dazu, dass die Verpflichtung zur Aufnahme einer bestimmten Person nicht bestehe. Das entscheide das Team des Frauenhauses.

Was will das geplante neue Selbstbestimmungsgesetz?

Die Ampel-Koalition will das aus dem Jahr 1981 stammende Selbstbestimmungsgesetz reformieren. Der Geschlechts-und Namenseintrag in das Personenstandsregister soll neu geregelt werden. Eine Begutachtung soll entfallen.

Auch Minderjährige sollen das laut Gesetzesentwurf mit Zustimmung ihrer Eltern können. Liegt die nicht vor, muss ein Familiengericht „orientiert am Kindeswohl“ entscheiden. Gegen diese geplante Vorgehensweise gibt es Protest von Elterninitiativen.