Pünktlich zum Zweijährigen ihres Cafés haben wir uns mit Nina und Moritz Holzapfel zusammengesetzt und konnten ihnen ein paar lustige Geschwister-Geschichten entlocken.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Sie trennen drei Jahre und ein paar Monate, doch im Grunde sind sie unzertrennlich: Nina und Moritz Holzapfel verstehen sich blind, arbeiten liebend gern zusammen und bezeichnen sich gegenseitig als Good Cop und Bad Cop. "Ich bin sehr impulsiv und direkt, wenn mich was nervt, sage ich es gerade heraus - Moritz ist da einfühlsamer", so Nina, die gerade Mama geworden ist.  

 

Zwei Jahre Café Holzapfel

Und weil die modeaffine Stuttgarterin zur Zeit in der Baby-Pause ist, habe sie Bruder Moritz die Planung für den zweiten Geburtstag ihres gemeinsamen Cafés Holzapfel im Fluxus überlassen. "Sonst bin ich immer diejenige, die die lustigen Sachen wegstreicht", sagt sie lachend. Deshalb habe sich auch der Spruch etabliert: "Ist die Nina aus dem Haus, gibt der Moritz alles aus." Da kann also mit jeder Menge Halli-Galli gerechnet werden.

Drinks, Deko, Dankeschön

Doch jetzt mal Spaß beiseite. "Das Café hat den ganzen Tag geöffnet, von da an und bis in die Nacht hinein werden DJs spielen, erst ganz easy, nachmittags laden wir zum Tanz-Tee, abends wird's dann ein bisschen wilder", fasst Moritz zusammen. Es wird auch wieder ein paar Specials geben, von abgefahrenen Drinks und Deko-Gedöns ist die Rede -  und natürlich auch ein Dankeschön für die Gäste, "einfach irgendwas Nettes". 

Wenn die Holzapfels zurückdenken, wie die letzten zwei Jahren für sie verlaufen sind, dann leuchten ihre Augen. "Was mir als erstes einfällt, ist das Team, wie es gewachsen und immer mehr zusammengewachsen ist, wir sind eine kleine Familie geworden", findet Nina. Es sei krass, was man für Menschen kennengelernt habe - tolle Freundschaften mit dem und im Team hätten sich entwickelt. "Und gerade als ich ausgefallen bin, wie alle für mich da waren und mich unterstützt haben - das bedeutet mir sehr viel."

"Wir kennen und mögen die Stärken und Schwächen des anderen!" 

Und wie ist es bei Moritz und Nina, als Geschwister? "Wir verstehen uns schon immer super", betonen beide. Als Kinder und vor allem in der frühen Teenager-Zeit sei es auch mal schwieriger gewesen, "aber wir wissen was wir aneinander haben und ergänzen uns richtig gut." Man kenne und möge die Stärken und Schwächen des anderen. "Klar, nervt es, wenn Moritz mal wieder nicht pünktlich ist", so Nina. Das sei aber auch nicht super tragisch. Moritz hat dafür seine ganz eigene Schicht im Schichtplan. "Die ist Sonntagmorgens von vier bis sieben Uhr, das bedeutet die Samstagnacht quasi voll ausklingen lassen und dann rausschmeißen", scherzen die beiden. 

Nach Kabbeleien in der Kindheit und einer genervten Nina im frühen Teenageralter, wurde das Verhältnis der beiden schnell besser und viel enger. So richtig innig wohl erst als Nina mit 18 Jahren aus- und nach Spanien zog. "Damals hat mich Moritz wohl sehr vermisst, hat zumindest meine Mutter immer gesagt" erinnert sich Nina. Und Moritz gibt zu: "Das war auch so!" Man sei das erste Mal länger voneinander getrennt gewesen. "Und da haben wir gemerkt, was wir aneinander haben." 

Die Geschwister kamen sich später auch beruflich immer näher. Beide hatten Agenturen gegründet und schließlich auch im gleichen Showroom in Sindelfingen gearbeitet - "quasi Schreibtisch an Schreibtisch und sehr eng miteinander". Das war vor etwa fünf Jahren. Die beiden suchten dann auch nach einer gemeinsamen Wohnung (siehe die Geschichte unten) und wohnten noch lange zusammen. "Auch als wir das Café eröffnet haben, haben wir noch zusammengewohnt." 

Und die Zusammenarbeit im Café hat beide nur noch mehr zusammengeschweißt. Es sei ja nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen und die Arbeit würde schon an ihnen zehren. "Da ist man froh, wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, dem man blind vertraut, Kopfkino und -zerbrechen fällt weg", freut sich Moritz. Und Nina ergänzt: "Ja, das ist echt angenehm. Ich erinnere mich, als wir das Café umgebaut haben - das war echt eine heftige Zeit - waren wir uns immer einer Meinung, unglaublich. Alles lief super reibungslos." 

Feste feiern, statt Zukunftsängste 

Auch beim Blick in die Zukunft bleiben die beiden gelassen. Die Café-Bar-Kombi wird am 30. Juni - dem Fluxus-Ende - zum vorläufig letzten Mal regulär geöffnet sein. Was wird dann folgen? "Mal schauen", so Nina. Sie würden sich schon nach Objekten umschauen und wollen auch weitermachen - aber nicht um jeden Preis. "Wir haben ja  beide schon andere Dinge davor gemacht und sind keine gelernten Gastronomen. Uns macht das alles hier mega Spaß und wir gehen wirklich darin auf." Aber jetzt lassen sie es einfach mal auf sich zukommen.

Traurig über das Fluxus-Ende seien sie aber allemal. "Für Stuttgart ist das schon ein herber Verlust. Eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt fällt weg." Dass jeder bald seinen eigenen Weg gehen wird, sei echt schade und könne und wolle man sich im Moment noch gar nicht vorstellen. Deshalb genug davon: Jetzt werden die Feste erstmal noch gefeiert wie sie fallen.

Und hier nun Geschichten aus dem Alltag der Geschwister:

Morgens immer müde

Moritz: Wir hatten früher die Zimmer nebeneinander. Wenn dann meine gefühlt 400 Wecker losgegangen sind, fand das Nina nicht so prickelnd.

Nina: Ich bin ein guter Aufsteher. Sobald der Wecker von meinem Bruder angefangen hat zu klingeln, stand ich schon im Bett. Und bei Moritz hat's halt ein bisschen gedauert.

Moritz: Eine halbe Stunde!

Nina: Und weil die Leute wussten, dass Moritz so schwer aufsteht, haben sie ihm immer krassere Wecker geschenkt, immer lautere, immer extremere. Und wenn unsere Mutter es dann mal hingekriegt hat, ihn zu wecken, kam er ewig nicht aus dem Bad. Warum? Er hat sich einfach auf die Badematte gelegt, mit einem Handtuch zugedeckt und weitergepennt.

Rave-Maskottchen

Nina: Mit 19 Jahren habe ich Moritz mal auf eine Party mitgenommen, genauer gesagt auf einen Rave, auf einer Lichtung in Ehning. Und wir standen dann so zusammen in der Gruppe und Moritz hat wohl ganz gut einen weggebechert, obwohl er noch nicht durfte, und dann ist er einfach irgendwann neben uns umgefallen, weil er so dicht war. Wir mussten ihn dann ins Auto tragen. Und es ging noch weiter: Auf dem Rave gab es so riesige Plüschtiere, so richtig hässliche 90er-Deko.

Moritz: Die wurden von Schwarzlicht angestrahlt. Das waren wohl deren Maskottchen.

Nina: Wir waren dort mit dem Van von unserer Mutter und morgens kam uns die Idee, dass wir dieses Maskottchen klauen. Ich bin gefahren, die Jungs sind rausgesprungen, haben das Ding geschnappt und dann hieß es mit quietschenden Reifen auf und davon. Die ganze übernächtigte Ravegemeinde war hinter uns her. Das war ein Bilder für die Götter.

Moritz: Wir haben es im Endeffekt auch nicht geklaut, sondern dann irgendwann wieder rausgeworfen, sehr lustig.

Pärchen-Power statt Geschwisterliebe

Nina: Als ich aus München zurück nach Stuttgart kam, ergab der Zufall, dass wir beide auf der Suche nach einer Wohnung waren. Dann dachten wir, lass uns doch einfach was zusammen suchen. Doch alles nicht so einfach. Wir dachten, alle finden das super, wenn sich Geschwister bewerben, das war aber gar nicht der Fall. Nach der gefühlt zwanzigsten Besichtigung dachten wir uns: Egal, wir verkaufen uns jetzt als Pärchen.

Moritz: Und wir können beide echt schlecht schauspielern.

Nina: Ja, wir sind richtig schlecht...

Moritz: Wenn ich jetzt zurückdenke, ist mir das mega peinlich. Das war so schräg. 

Nina: Wir  haben da echt einen auf super lovely Pärchen gemacht. Wenn wir allein in einem Raum waren, haben wir uns immer totgelacht. Der Makler fand uns dann aber richtig toll und hat uns die Wohnung  zugesichert. Doch beim Ausfüllen der Selbstauskunft, habe ich dann "ledig" angekreuzt und damit dann auch zugegeben, dass wir Geschwister sind. Und wenn man dann an die Geschichte vorher denkt, dass wir da so auf verliebtes Pärchen gemacht haben, dann muss das richtig schräg rübergekommen sein. Wir haben die Wohnung dann auch nicht bekommen.  

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