Andreas Hamm-Reinöhl leitet seit diesem Schuljahr das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart-Sillenbuch. Und er startet direkt mit einem Großprojekt. Bis April soll das pädagogische Raumkonzept für den Schulumbau stehen.

Sillenbuch - In der Farbenlehre gilt das Gelb als besonders kommunikativ. Es soll aufheiternd und anregend wirken, die Konzentration, die Kreativität und den zwischenmenschlichen Austausch fördern. Andreas Hamm-Reinöhl sitzt in seinem neuen Büro vor einer frisch gestrichenen Wand in leuchtendem Gelb. Die Wand und er scheinen nach rund zwei Wochen perfekt zu harmonieren. Andreas Hamm-Reinöhl erzählt voller Enthusiasmus. Er spricht von Motivation, Zukunft, von Veränderung und Vorfreude. „Ein Start mit Vollgas“, sagt er. Mit diesem Schuljahr hat Andreas Hamm-Reinöhl das Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Sillenbuch als Rektor übernommen.

 

Fremd ist ihm die Aufgabe nicht. Der Neue ist ein alter Hase. Schon vor 18 Jahren war er ans GSG gewechselt, seit 2009 war er stellvertretender Schulleiter gewesen. „Die allermeisten Sachen haben wir gemeinsam besprochen und entschieden“, sagt er über die Zusammenarbeit mit seiner Vorgängerin Irmgard Brendgen, die zum Start der Sommerferien in den Ruhestand gegangen ist. Jetzt sitzt er auf ihrem Stuhl und blickt auf die frische gelbe Wand. „Klar ist es manchmal noch ungewohnt“, sagt er und schaut sich im Büro um. Der Rollenwechsel bringe vor allem mehr Verantwortung, „aber das ist auch motivierend. Das ist nichts, was einem Angst machen muss“.

Der Kompromiss ist ein Mix aus beidem

Angst wäre in der Situation, in der sich die Einrichtung mit ihren 954 Schülern befindet, auch ein schlechter Berater. Das Kollegium hat ein Großprojekt vor der Brust. Noch vor der Sommerpause hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefasst, wie es mit dem maroden 70er Jahre-Gebäude weitergehen soll. Nach einer schier unendlichen Debatte ist die Entscheidung für einen Mix aus Abriss und Neubau vor Ort sowie Sanierung im Bestand gefallen. Eine Lösung, mit der sowohl Politik als auch Stadtverwaltung und Schulgemeinschaft leben können.

An einer Gruppe von Lehrern, Eltern und Schülern liegt es jetzt, in Zusammenarbeit mit den Fachämtern bis April ein pädagogisches Raumkonzept zu entwickeln, das dann als Basis für weitere Planungen und einen Architektenwettbewerb dienen soll. Andreas Hamm-Reinöhl lächelt breit. „Ich freue mich drauf“, sagt er und benutzt abermals das Wort motivierend. „Die Idee, noch mal freier und neu über Schule nachzudenken, ist spannend. Das schafft ein Bewusstsein für die eigene Arbeit“, sagt er.

Demokratische Strukturen stärker leben

In diese neue GSG-Ära startet der 53-Jährige zunächst ohne Stellvertreter. Die Position ist vakant, das Bewerbungsverfahren läuft, erklärt der Mathe-, Gemeinschaftskunde- und Wirtschaftslehrer. Dafür hat ein Dutzend junger Kollegen neu angefangen. Viel Veränderung, aber Bewegung sei gut. „Ich bin davon überzeugt, dass wir bisher gute Arbeit geleistet haben“, sagt Andreas Hamm-Reinöhl, gleichwohl hat er auch neue Ideen fürs GSG. Eine Stärkung der SMV schwebt ihm vor, vor allem in Schulentwicklungsfragen soll sie sich mehr einbringen. Der Rektor will „demokratische Strukturen noch stärker leben“, zudem die Themen Europa und Interkulturalität im Unterrichtsalltag intensiver fokussieren. „Ein guter Arbeits- und Lebensort muss das Ziel sein.“

Ein guter Arbeits- und Lebensort ist für den verheirateten Vater zweier erwachsener Töchter auch Sillenbuch. Hier lebt die Familie schon lang, und wenn der Papa nicht gerade beim Wandern, Ski- oder Radfahren entspannt, trimmt er sich beim TSV Heumaden. Das Mittendrin gehört für Andreas Hamm-Reinöhl dazu, wie er betont. „Hier fühlt es sich gut an“, sagt er und wirkt tatsächlich rundum zufrieden. Vermutlich hätte die Wand jede beliebige Farbe haben können.