Vor 40 Jahren ein Besuch in Stuttgart, dann ein Briefwechsel – und dann jahrelang Funkstille. Die heute 72-jährige Amerikanerin Brigitte Walker hat ihren Bruder Peter Schneider nie vergessen – und macht sich nun auf die Suche nach ihm.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart/Kansas City - Es ist gut 40 Jahre her, dass sie ihren Bruder das letzte Mal gesehen hat. Damals – entweder im Jahr 1979 oder 1980 – besuchte Brigitte Walker Peter Schneider in Stuttgart. Danach gingen Briefe hin und her, zwischen Deutschland und den USA, wo Brigitte und ihre Mutter lebten. „Meine Mutter hat mir geholfen, die Briefe auf Deutsch zu schreiben“, erinnert sich Brigitte Walker. Ihr Bruder, so sagte sie, habe allerdings nicht gerne geschrieben – deshalb lief der Briefwechsel über seine Halbschwester. Doch der Briefkontakt brach letztlich ab. Es herrschte Funkstille. Lange, lange Zeit.

 

Inzwischen ist Brigitte Walker 72 Jahre alt und lebt noch immer in den Vereinigten Staaten, im Bundesstaat Missouri. Ihren Bruder Peter Schneider hat sie nie vergessen. Nun, Jahrzehnte später, beschloss sie, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihn zu finden – denn die Kontaktdaten von damals sind längst verloren. Brigitte Walker erinnert sich nicht einmal mehr daran, ob ihr Bruder damals direkt in Stuttgart wohnte oder doch etwas außerhalb.

„Ich versuche, meinen Bruder Peter Schneider zu finden“

Sie schrieb deshalb an unsere Zeitung. „Ich wende mich an Sie, weil ich nicht weiß, wer mir sonst weiterhelfen kann“, heißt es da in Englisch. „Ich versuche, meinen Bruder Peter Schneider zu finden.“ In wenigen Sätzen teilt sie mit, was sie von ihm weiß: Peter Schneider müsste heute etwa 66 oder 67 Jahre alt sein, er hat zwei Söhne – und sie und Peter Schneider haben denselben Vater, Max Schneider, der allerdings 1974 gestorben ist und in Stuttgart begraben liegt.

Das sind einigermaßen wenig Informationen, zumal Peter Schneider ein recht häufiger Name ist. Alle Peter Schneider, die im digitalen Telefonbuch zu finden sind, erklären zudem, nicht der Gesuchte zu sein. Lebt Peter Schneider überhaupt noch in Stuttgart?

Peter Schneider arbeitete in den 1970ern als Straßenbahnfahrer in Stuttgart

Da Brigitte Walker nur ihre Postadresse mitgeteilt hat, dauert es, bis über einen Brief mehr Informationen angefragt werden – und mehr Informationen in Stuttgart landen. Darunter auch etliche Fotos. Sie zeigen Peter Schneider, einen damals jungen und gut aussehenden Mann mit dunklen Haaren. Auf einem Bild steht er auf Schienen – schließlich arbeitete er zu jener Zeit auch als Straßenbahnfahrer in Stuttgart. Brigitte Walker hat auch ein Bild einer damaligen Straßenbahn mitgeschickt, darauf prangt die Werbung: „diCenta: Stuttgarts großes Fachgeschäft für Uhren, Schmuck und Juwelen“. Es gibt zudem Bilder von Peter Schneider mit seinen beiden kleinen Söhnen vor einer Schrankwand – von seiner Frau, die vermutlich auch den Namen Brigitte trug, war er geschieden. Eine Aufnahme zeigt Brigitte Walker zusammen mit Peter Schneider und dessen inzwischen verstorbener Mutter. Auch vom Vater Max Schneider gibt es ein Foto. Auf der Rückseite steht handschriftlich notiert: „7 Stuttgart-Fasanenhof d. 15.1.68. Zum steten Andenken. Dein Vati“. Ein weiteres Bild zeigt Max Schneiders Grab.

Brigitte Walker glaubt sich zu erinnern, dass ihr Bruder im November Geburtstag hat – und dass sein zweiter Vorname Karl-Heinz ist. Viele Informationen sind das freilich immer noch nicht. Dennoch hegt sie die Hoffnung, dass im besten Falle ihr Bruder Peter Schneider diesen Artikel liest und sich meldet. Oder seine beiden Söhne. Oder Bekannte von Peter Schneider, die ihn von damals kennen – und die ihn auch, sollte er inzwischen weggezogen sein, von dem Artikel wissen lassen. Und davon, dass er dringend gesucht wird. Und schmerzlich vermisst. Von seiner Schwester, die auf der anderen Seite des Atlantiks sehnlichst auf ein Lebenszeichen von ihm und seinen Söhnen hofft.

Sollten Sie Informationen zu Peter Schneider haben, melden Sie sich bitte per Mail an andrea.jenewein@stzn.de, telefonisch unter 07 11 / 72 05 - 76 25 oder auf postalischem Weg an Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung, Andrea Jenewein, Lokalressort, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart.