Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte nach der Verabschiedung der Frauenquote auf einen Kulturwandel in deutschen Führungsetagen gehofft. Doch noch ist viel Beharrungsvermögen in den Unternehmen vorzufinden.

Berlin - Die Frauenquote für Führungspositionen gilt ab dem 1. Januar 2016. Doch viele Unternehmen haben darauf noch nicht reagiert. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, wollen etliche Firmen auch 2016 keine Frauen in den Vorstand berufen. Zu den Verweigerern gehören demnach unter anderem Porsche, Fresenius, Eon, die Commerzbank und ThyssenKrupp.

 

Der Chemie-Konzern Beiersdorf hat sich vorgenommen, bis 2017 mindestens eine Frau im Vorstand zu haben. Im BASF-Vorstand sitzt bereits eine Frau. Auf den zwei darunterliegenden Führungsebenen liegt der Anteil nach Unternehmensangaben bei 9,4 Prozent und 11,8 Prozent. Auf eine Steigerung des Frauenanteils in 2016 will sich BASF aber nicht festlegen.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) warnte: „Wer die Frauenquote ignoriert, schneidet sich ins eigene Fleisch.“ Frauen seien ein Gewinn für jedes Unternehmen. Wer an die Mär glaube, es gäbe nicht genug geeignete Frauen, sei „geistig im vergangenen Jahrhundert stecken geblieben“. Nie zuvor habe es eine Generation so gut ausgebildeter Frauen gegeben.

Viele Männer bremsen weiter

Das sehen die Aufsichtsräte deutscher Unternehmen zum Teil ganz anders - vor allem die Männer unter ihnen. Wie das „Manager Magazin“ in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf eine Untersuchung der Wirtschaftskanzlei Hengeler Mueller berichtet, ist jedes zweite männliche Aufsichtsratsmitglied der Meinung, die Suche nach geeigneten Kandidaten für den Aufsichtsrat werde durch die Geschlechterquote „erheblich schwieriger“. Jeder vierte männliche Aufsichtsrat befürchtet demnach eine „Benachteiligung von Männern“. Dass Männer benachteiligt werden, erwarten allerdings nur acht Prozent der weiblichen Aufsichtsräte. Befragt worden waren Aufsichtsräte der Kapitalseite in 160 börsennotierten Unternehmen.

Das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe in Führungspositionen verpflichtet 101 börsennotierte, voll mitbestimmungspflichtige Unternehmen ab 2016 bei Neubesetzungen im Aufsichtsrat sicherzustellen, dass mindestens 30 Prozent der Posten von Frauen besetzt werden. Wird dieser Anteil nicht erreicht, bleiben die Stühle unbesetzt. Außerdem müssen diese Firmen sowie rund 3500 weitere Unternehmen Zielvorgaben für den Frauenanteil im Vorstand und in zwei weiteren Führungsetagen veröffentlichen. Für die „Zielvorgabe null“ gibt es allerdings keine Sanktionen.

„Jetzt rächt sich erstens, dass in das Gesetz keine Sanktionen eingebaut wurden. Und zweitens rächt sich, dass die SPD sich die Quote von CDU und CSU hat klein verhandeln lassen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Grüne).

Nach Angaben der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ liegt der Frauenanteil in den 160 Unternehmen der Dax-Börsenfamilie aktuell bei 5,4 Prozent.