Der Verkehrsclub Deutschland warnt vor den Folgen durch die gesperrte Strecke nach Mannheim. Stattdessen sei es besser, die Verbindung abschnittsweise zu sanieren.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Plan der Deutschen Bahn, die Schnellfahrstrecke nach Mannheim während einer sechsmonatigen Vollsperrung im Jahr 2020 zu sanieren, ruft Kritik hervor. „Das ist eine ganz massive Beeinträchtigung“, sagt Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Er habe Zweifel, ob die Strecke für die Sanierung, deren Notwendigkeit Lieb nicht infrage stellt, in ihrer gesamten Länge gesperrt werden müsse.

 

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich auf den 100 Kilometern gleichzeitig gearbeitet wird“, so der Bahnexperte. Sinnvoller sei es, die Arbeiten nacheinander in zwei Abschnitten zu erledigen, zum einen zwischen Stuttgart und Vaihingen/Enz und in einer zweiten Phase von dort bis Mannheim. In Vaihingen/Enz können Züge auf die Schnellfahrtstrecke einschwenken oder diese verlassen. Insgesamt erkennt Lieb eine Tendenz der Bahn, für dringend erforderliche Instandsetzungsarbeiten den Verkehr zu stoppen. So wird auch die Schnellfahrstrecke zwischen Würzburg und Hannover, die zeitgleich mit der Rennbahn nach Mannheim in Betrieb ging, bereits 2019 für ein halbes Jahr komplett gesperrt.„Früher wurde mehr unter rollendem Rad gearbeitet“, sagt Lieb. So nennen Eisenbahner Maßnahmen, die den Verkehr zwar beeinträchtigen, ihn aber nicht vollständig zum Erliegen bringen.

VCD wirbt für weiteren Ausbau

Die von der Bahn geschätzte Bauzeit erstreckt sich vom 24. Februar bis zum 31. Oktober 2020. Die Verbindung nach Mannheim soll dabei vom 10. April bis 31. Oktober gesperrt sein. Vor der Sperrung steht vom 13. bis 21. März zwischen Zuffenhausen und Kornwestheim sowie zwischen Zuffenhausen und einer Weichenverbindung im Tunnel Langes Feld Richtung Mannheim auf einer Länge von etwa 3,5 Kilometer nur ein Gleis zur Verfügung, auf dem der Verkehr abgewickelt werden muss.

In diesem Zeitraum entfällt der zweistündlich von Hamburg über Mannheim, Heidelberg und Vaihingen/Enz nach Stuttgarter verkehrende Intercity der Linie 30. Alle Nahverkehrszüge nach Stuttgart werden in dieser Zeit über die S-Bahn-Gleise umgeleitet. Einzelne Fahrten der S-Bahn-Linie 4 zwischen Schwabstraße und Backnang würden entfallen. Eine Bahn-Sprecherin sagt, es handle sich um „erste Überlegungen“.

Matthias Lieb sieht sich in seiner Forderung bestätigt, die Infrastruktur im Norden der Stadt auszubauen. „Es wird immer deutlicher, dass zwischen Feuerbach und Zuffenhausen zwei weitere Gleise gebaut werden müssen.“ Wenn Stuttgart 21 einmal in Betrieb sei, könnten bei vergleichbaren Maßnahmen die S-Bahn-Gleise nicht mehr für den Regionalverkehr herangezogen werden, da es von ihnen keine Verbindung in den Tiefbahnhof gebe.

Auch Bahn-Konkurrenten sind betroffen

Lieb weist darauf hin, dass von der Vollsperrung der Strecke nach Mannheim nicht nur der nationale und internationale Fernverkehr betroffen sei. „Auch die Auswirkungen auf den Regionalverkehr wären gravierend“, sagt er im Blick auf die nun vorgelegten Pläne der Bahn. So komme es zu Ausfällen bei den Metropol-Expresszügen nach Pforzheim sowie bei den Interregio-Expresszügen nach Karlsruhe. Lieb erinnert daran, dass die Verbindung in die badische Metropole zum Zeitpunkt der Sperrung erst kurz in den Händen eines neuen Auftragnehmers liegen werde, dessen Start dadurch erschwert werde.