Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für Gespräche mit Syriens Diktator Assad. An dessen Händen klebt viel Blut. Doch es wird nichts anderes übrig bleiben als mit ihm zu reden, kommentiert StZ-Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Kanzlerin Angela Merkels Hinweis, man müsse zur Lösung des Syrien-Bürgerkrieges auch mit Diktator Baschar al-Assad sprechen, überrascht nur auf den ersten Blick. In jenen Ländern, die man gemeinhin dem „Westen“ zurechnet, ist die Sorge groß, dass Syrien das gleiche Schicksal ereilt wie der Irak und Libyen. Dort war es der Zusammenbruch jeglicher staatlicher Ordnung, der den grausamen Vormarsch des sogenannten Islamischen Staates erst ermöglichte. Ein solches Vakuum muss vermieden werden. Deshalb strebt Deutschland eine ausgehandelte Übergabe der Macht von Assad an die gemäßigten syrischen Oppositionsgruppen an. Der Verwaltungsapparat soll dabei nicht zerstört, nicht zerbombt, sondern in seinen Strukturen erhalten bleiben. Deshalb muss mit Assad über dessen Abgang verhandelt werden, auch wenn dieser Tausende Menschen auf dem Gewissen hat.

 

Merkel wird sich gewiss nicht persönlich bei Assad erwischen lassen. Zuallererst wird Berlin Assads Verbündeten Russland drängen, den Despoten zum Machtverzicht zu bewegen. Man wird Präsident Putin daran erinnern, dass dies seine Chance ist, sich international aus dem Schatten der Ukraine-Krise herauszuarbeiten. Sicher, man kann das alles zynisch finden. Aber wer Kriege beenden will, der muss bereit sein, notfalls auch mit dem Teufel zu reden.