In Irland werden immer mehr Reliquien gestohlen. Der jüngste Fall geschah in der Christ Church Cathedral in Dublin.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Dublin - Der Einbruch in eine Kirche in Tipperary im vorigen Herbst hätte den Iren eine Warnung sein müssen. Aus der dortigen Holy-Cross-Abtei waren Holzstücke entwendet worden, die vom Kreuz stammen sollen, an dem Christus verschied. Glücklicherweise wurde die Diebesbeute später wieder heil aufgefunden. Auch als im Januar dieses Jahres aus der St-Bridge’s-Kirche in Dublin ein kostbares Reliquienkästchen gestohlen wurde, ging die Sache noch mal gut aus. Die von der Kirche verwahrten Knöchlein der Heiligen befanden sich zur Zeit des Diebstahls aus zeremoniellen Gründen nicht in dem Kästchen.

 

Diesmal aber hat es Irlands religiöse Gemeinden schwer getroffen. Ihnen ging das Herz des Schutzheiligen der irischen Hauptstadt, Laurence O’Toole, verloren. Über 800 Jahre lang hatte das sorgsam konservierte Organ in einem herzförmigen Holzkästchen in der Christ Church Cathedral, der anglikanischen Kathedrale Dublins, gelegen. Der Holzkasten hing in einem gusseisernen Käfig. Tausende von Pilgern und Touristen bestaunten ihn alljährlich. Am Wochenende war der Käfig aufgebrochen – und das Herz verschwunden. Die Polizei hat bis jetzt keine Spur. Er sei am Boden zerstört, klagt der Dekan der Kathedrale. Einem Dieb bringe das Herz ja keinerlei finanziellen Nutzen. Für die Kirche aber sei es von unschätzbarem Wert. Eine Sprecherin nennt den Vorgang völlig bizarr. Die Diebe hätten goldene Kelche und Kerzenhalter links liegen lassen. „Sie wollten nur eins – das Herz von Laurence O’Toole.“ Wahrscheinlich hatten sich die Diebe spät eingeschlichen und das Herz in der Nacht mitgehen lassen. Eine Kerze habe am Morgen nach der Tat noch gebrannt, berichtete gestern ein Kirchendiener. Vielleicht habe einer der Diebe sie angezündet. Über mögliche Motive wird noch spekuliert.

Bei der Christ Church Cathedral wird man nun wohl erst einmal die Holzspäne von der Originalkrippe des Jesuskindes in Sicherheit bringen wollen. Vielleicht wäre auch eine Änderung der Kirchen-Website angeraten. Auf der lädt die Kirche zum Besuch ihres Andenkenladens nämlich mit den etwas unglücklichen Worten ein: „Nehmen Sie doch ein Souvenir aus Christ Church nach Hause mit!“