Tagsüber im Büro, abends auf dem Feld – eine neue Form des betrieblichen Gesundheitsmanagements wird in Korntal erprobt.

Korntal-Münchingen - Für vier Mitarbeiter der Fahrlehrerversicherung ist es eine Möglichkeit, sich in der Mittagspause oder nach Feierabend an der frischen Luft zu bewegen und dabei beim Gärtnern noch etwas für die gesunde Ernährung zu tun. Und für die Krankenkasse Barmer GEK ist die Bewirtschaftung von mehreren hundert Quadratmetern Ackerfläche in Korntal ein Pilotprojekt im Rahmen ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements. Für das Essener Start-up-Unternehmen Ackerhelden wiederum ist es ein weiterer Schritt, um sich mit ihrer Idee, die Landwirtschaft in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, auf dem deutschen Markt zu etablieren. Am Freitag ist dieses Projekt in Korntal-Münchingen vorgestellt worden.

 

Begonnen hat alles im vergangenen Jahr mit einem Gesundheitstag bei der Fahrlehrerversicherung in Stuttgart in Kooperation mit der Barmer GEK. In der Folge wurde die Versicherung von der Krankenkasse angefragt, ob ihre Mitarbeiter nicht Interesse daran hätten, „Ackerhelden“ zu werden. Zweimal in der Woche bestellen sie nun einen Acker nahe ihres Arbeitsplatzes. Zwei Stunden in der Woche gießen, hacken, und pflanzen sie, um letztlich auch zu ernten. „Auf diese Weise wollen wir die Menschen in ihrem Lebensumfeld erreichen und den Appetit auf Gesundes wecken: auf gesundes Essen und einen gesunden Lebensstil“, sagt Dirk Schmidt, der Regionalgeschäftsführer der Barmer. Im vergangenen Jahr wurde eigens das sogenannte Präventionsgesetz erlassen, um die Gesundheitsförderung der Menschen in ihrem direkten Lebensumfeld zu stärken.

In vielen Städten präsent

Für das junge Start-up-Unternehmen Ackerhelden ist das Projekt in Korntal ein weiteres Einsatzgebiet – unter anderem neben Berlin, Düsseldorf, Freiburg, München und Hamburg. Rund 3500 „Ackerhelden“ bewirtschaften aktuell bundesweit in 95 Städten Ackerflächen, sie lernen dabei mehr über Bio-Gemüse, Standards und Selbstversorgung. Das Prinzip ist laut dem Geschäftsführer Tobias Paulert in jeder Stadt dasselbe: Der Nutzer mietet eine 40 Quadratmeter große Ackerfläche, die zu einem Großteil vorgepflanzt ist. So wird sichergestellt, dass Kulturen nebeneinander stehen, die in dieser Nachbarschaft dann auch gedeihen. Dabei legt das Unternehmen auch Wert auf die Vielfalt des Anbaus und auch auf alte Sorten. Das Unternehmen verkauft zudem Saatgut, seit 2014 pflegt es eine Partnerschaft mit Bioland, dem nach eigenem Bekunden bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Mehr als 6200 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach dessen Richtlinien.

Bei den Landwirten stoßen Paulert und sein Kompagnon offenbar auf offene Ohren. Schließlich schärfen sie das Bewusstsein für landwirtschaftliche Produkte.