Atemwegserkrankungen sind die häufigste Ursache für Krankmeldungen. Ärzte im Kreis Esslingen sind für die Erkältungswelle gerüstet. Sie raten zu Impfungen.

Husten, Schnupfen und Halsschmerzen gehören zu den weniger angenehmen Begleiterscheinungen der kalten Jahreszeit. In den Praxen füllen sich die Wartezimmer. Und obwohl es wegen der Coronaviren keine Beschränkungen mehr gibt, bleibt das Risiko. „Wir haben einige Covidfälle“, bestätigt Michael Austen, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie aus Ruit. Das Ausmaß stuft das Vorstandsmitglied der Kreisärzteschaft Esslingen allerdings als gering ein. Atemwegserkrankungen sind auch in den Kliniken ein Thema.

 

„Menschen mit schweren oder leichteren Erkältungen kommen auch zu uns in die Notaufnahme“, sagt Heiner Stäudle, Chefarzt für Akut- und Notfallmedizin an der Medius-Kreisklinik in Nürtingen. Das ist aus seiner Sicht allerdings die falsche Anlaufstelle, „denn zunächst sollten Hausärzte die Diagnose klären.“ Da in den Notaufnahmen häufig schwer erkrankte Menschen warten, setzen die Patienten mit leichten Infekten sie einem unnötigen Risiko aus. Die Symptome bei Erkältungen, grippalen Effekten und bei Coviderkrankungen ähneln sich häufig. Das ist auch beim Respiratorischen Synzytial-Virus (kurz: RSV) der Fall. Das ist ein infektiöses Virus, das die oberen und unteren Atemwege befällt.

Der erste Weg sollte aus Stäudles Sicht zu den Allgemeinmedizinern führen, die eine genauere Diagnose stellen. „Sie entscheiden auch, ob ein Coronatest Sinn macht oder nicht.“ Außerdem könnten sie im Gegensatz zu den Notärzten in den Krankenhäusern Krankschreibungen ausstellen. Wer hustet, Hals- oder Gliederschmerzen, Fieber und eine heisere Stimme hat, sollte sich aus Stäudles Sicht isolieren, um andere nicht anzustecken. Da ist aus der Sicht des Mediziners Erholung angesagt.

Viele Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen

Der häufigste Grund für Krankschreibungen waren nach einer Statistik der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) im Jahr 2024 Atemwegserkrankungen. Diese waren bundesweit für mehr als ein Viertel der Arbeitsunfähigkeitsfälle (27,9 Prozent) verantwortlich. Zugleich verursachten sie mit 5,9 Fehltagen pro Fall die kürzesten Ausfallzeiten.

Ingwer und Zitrone stärken das Immunsystem bei Erkältungen und wärmen von innen. Foto: dpa

Die Ärztinnen und Ärzte im Landkreis Esslingen kooperieren in der Erkältungszeit, um auch bei schweren Verläufen oder hohen Infektionszahlen schnell reagieren zu können. „Monatlich gibt es ein digitales Koordinatortreffen mit dem Gesundheitsamt, den Rettungsdiensten, den Krankenhäusern und Vertretern von niedergelassenen Ärzten“, beschreibt Michael Augsten die enge Zusammenarbeit. Gerade bei Patientinnen und Patienten, bei denen ein schwerer Verlauf zu erwarten ist, arbeiten Haus- und Fachärzte mit den Krankenhäusern eng zusammen.

Wie sieht es mit der Prävention aus? Das Immunsystem zu stärken, ist nach den Worten von Heiner Stäudle durchaus effektiv. Dazu gehören für den Mediziner eine „ausgewogene Ernährung“ ebenso wie „Bewegung an der frischen Luft“. Wer draußen joggen oder spazieren gehen will, darf das aus seiner Sicht ruhig auch bei kühleren Temperaturen oder Schmuddelwetter tun. Ganz wichtig ist aus Stäudles Sicht auch die Hygiene. Das beginne damit, sich regelmäßig die Hände zu waschen und auf Desinfektion zu setzen. „Da haben wir in der Coronazeit viel gelernt.“

Impfungen schützen vor schweren Verläufen

Eine wirksame Möglichkeit, sich vor schweren Verläufen zu schützen, sind Impfungen. Für Corona empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkrankungen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung zu holen. Gleiches gilt für die Grippeimpfung.

Allen Menschen ab 75 Jahren und Menschen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die eine schwere Grunderkrankung haben, empfiehlt die Stiko außerdem eine einmalige Standardimpfung gegen RSV. Die Impfung soll möglichst vor dem Start der RSV-Saison verabreicht werden, die üblicherweise von Oktober bis März geht. Für alle Neugeborenen und Säuglinge gibt es einen Antikörper-Wirkstoff, der in der ersten RSV-Saison gespritzt werden sollte, die auf die Geburt folgt.

„Meine Kollegen und ich lassen uns auch selbst impfen“, sagt Heiner Stäudle. Denn gerade im Klinikbetrieb sei es wichtig, den Patientinnen und Patienten den bestmöglichen Schutz zu bieten. Für Berufstätige mit viel Publikumskontakt sind die Impfungen aus seiner Sicht sehr sinnvoll. Damit lässt sich nach den Erfahrungen der Stiko das Risiko für schwere Verläufe deutlich senken. Wer ins Krankenhaus stationär aufgenommen wird, der wird zuvor getestet. Im Fall einer Infektion würden die Menschen dann entsprechend isoliert.

Die Erkältungssaison hat begonnen

Empfehlungen
Die Ständige Impfkommission (Stiko) veröffentlicht regelmäßig Empfehlungen für Impfungen. Je nach Alter wird zu unterschiedlichen Impfungen geraten. Gerade in der Grippe- und Erkältungssaison ist dieser vorbeugende Schgutz wichtig – vor allem für Risikogruppen. Die Empfehlungen und Impfkalender sind in unterschiedlichen Sprachen auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht: www.rki.de

Vorbeugen
Da es zwar gegen Viren Impfungen gibt, nicht aber gegen Erkältung, ist Prävention gerade in der kalten Jahreszeit wichtig. Die Krankenkassen geben auf ihren Seiten viele Tipps, wie das Immunsystem in der kalten Jahreszeit gestärkt werden kann, zum Beispiel www.aok.de, www.tk.de und andere.