Lazo Tanakopoulos, Betreiber eines Sportstudios in Leonberg, fordert Perspektiven von der Politik.

Leonberg - Große grüne Kreise mit weißen Pfeilen auf dem Boden zeigen die Laufrichtung an. Auf anderen steht „1,5 Meter Abstand“. Zwischen Laufbändern, Hometrainern oder Ellipsentrainern stehen hohe Trennwände aus Plexiglas. Doch die große Halle mit den unzähligen Fitnessgeräten ist gespenstisch leer. Seite Mitte März ist das „Plaza Sportsclub“ in Leonberg geschlossen, wie alle anderen Fitnessstudios, Sporthallen und andere Einrichtungen für Sport- und Freizeitspaß in Baden-Württemberg.

 

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Nach den aktuellen Plänen der Landesregierung sollen diese Betriebe „nach Pfingsten“ wieder öffnen dürfen. Ein Datum gibt es aber noch nicht. „Für uns ist es elementar wichtig, dass wir Anfang Juni öffnen dürfen und nicht erst Mitte Juni“, sagt Lazo Tanakopoulos, der Chef des „Plaza Sportsclub“. In der Corona-Krise fühlt er sich allein gelassen. „Es gibt fast 10 000 Fitnessstudios in Deutschland mit rund 200 000 Arbeitsplätzen und 11,6 Millionen Mitgliedern. Doch von unserer Branche hört man bislang kaum etwas in den Medien“, sagt er. Die eigene Branche habe nicht so eine starke Lobby wie etwa die Automobilindustrie oder auch das Gaststättengewerbe, kritisiert er mit Blick auf den eigenen Deutschen Sportstudio-Verband.

Gesundheitszustand verschlechtert

Dabei sei man genauso systemrelevant. „Ich bekomme viele Anrufe und Mails von Mitgliedern, die das Training vermissen und eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustands beklagen“, sagt Lazo Tanakopoulos. Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Stürze wegen zu schwacher Muskulatur – die Liste der Krankheitsbilder, bei denen neben gesunder Ernährung vor allem gezieltes Training Abhilfe leistet, lässt sich fortführen.

Ende April, noch bevor konkrete Lockerungen der Corona-Verordnungen besprochen und beschlossen waren, hat er wie 1000 weitere Fitnessstudiobetreiber im Land deshalb einen Brief an Politiker geschrieben, vom Oberbürgermeister bis zum Bundestagsabgeordneten. Einer ging auch an Sabine Kurtz (CDU), die Landtagsvizepräsidentin. Mit deren Antwortschreiben war Tanakopoulos nicht zufrieden, also lud er die Leonbergerin in sein Studio ein. Hier kennt sich Kurtz aus, sie ist schließlich selbst seit knapp zwölf Jahren Mitglied.

Trennwände und mehr Abstand

Statt Sportkleidung trägt die Landtagsabgeordnete Blazer. Lazo Tanakopoulos führt sie durch die Räume, zeigt auf, was er und seine zwölf festangestellten Mitarbeiter umgeräumt und verändert haben. Trennwände wurden aufgestellt, Geräte weiter auseinander gerückt. Sitzgelegenheiten weggeräumt. Hygienestationen mit Desinfektionsmitteln gehören schon seit Jahrzehnten zum Standard in Fitnessstudios. „Auch Aushänge zu Hygienemaßnahmen hängen bei uns schon lange in jedem Raum“, sagt der Plaza-Inhaber. Knapp 20 000 Euro hat er wegen der Coronapandemie nochmals investiert, in der Hoffnung, bald wieder aufmachen zu können.

„Wir brauchen die Perspektive“, sagt er nochmals eindringlich an die Landespolitikerin gewandt. Dazu gehöre nicht nur ein Startdatum, sondern auch genaue Regelungen. Und zwar rechtzeitig, nicht erst 24 Stunden vorher kommuniziert, wie dies in Nordrhein-Westfalen geschehen ist. Dort dürfen Sport- und Fitnesseinrichtungen bereits seit Montag wieder öffnen.

Kurtz bittet um Verständnis

„Wir haben hier sehr viel Platz und können die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln sicher besser überwachen, als das derzeit in Supermärkten der Fall ist“, sagt Tanakopoulos. „Es wird immer gesagt, in der Krise sitzen wir alle im gleichen Boot. Aber manche sitzen auf dem Sonnendeck und die anderen nicht.“

Sabine Kurtz bittet um Verständnis für die Politik. Eine solche Situation habe es noch nie vorher gegeben. „Diese Verordnungen wurden so rasant geschrieben, da kann man gar nicht alle bedenken“, sagt sie. Zudem passierten die Verordnungen von oben nach unten. „Das ist kein normaler parlamentarischer Prozess, in dem alles dreimal besprochen wird“, erklärt die CDU-Abgeordnete. So könne man nur im Nachhinein nachbessern. Sport und Bewegung seien zudem immer im Freien möglich gewesen. Klar sei aber auch: „Wenn man so ein Alarmzeichen bekommt, wie die Bilder aus Italien Anfang März, dann muss die Politik etwas tun.“

Mit dem Virus klarkommen

Nun müsse man abwarten, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickle. „Aber ein Jahr lang kann das niemand durchhalten“, ist ihr bewusst. Sie verspricht, beim Sozialministerium nachzufragen, das für die Erarbeitung der Verordnungen zuständig ist. „Das Virus wird uns sicher weiter begleiten“, weiß auch Plaza-Chef Tanakopoulos. „Aber genau deshalb müssen wir überlegen, wie wir damit klar kommen. Das normale Leben muss irgendwie weitergehen.“