Wer beim Duschen oder Baden Kontaktlinsen trägt, sollte aufpassen. Winzige Parasiten, sogenannte Akanthamöben, können ins Auge eindringen und eine Hornhautentzündung verursachen. Ein 29-jähriger Brite hat auf diese Weise sein rechtes Auge verloren.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

London - Ein 29-jähriger Brite hat sein rechtes Auge verloren, weil er mit weichen Kontaktlinsen duschte. Nach einem Bericht der britischen Zeitungen „Daily Mirror“ und „Metro“ hatte Nick Humphreys beim Duschen seine Haftschalen nicht abgenommen.

 

Dabei infizierte sich der Amateur-Footballer mit einer Amöbe – der sogenannten Akanthamöbe. Die Folge: Eine Augenkrankheit namens Acanthamoeba-Keratitis, eine schwere Erkrankung der Hornhaut.

Bleibende Augenschäden können die Folgen sein

Bei einer Hornhautentzündung oder Keratitis sind die Augen gerötet, tränen und brennen. Aufgrund des Fremdkörpergefühls sind sie lichtempfindlich. Die Hornhaut sieht gräulich verwaschen aus und die Bindehaut ist entzündet. Die Folgen einer solchen Entzündung sind nicht nur unangenehm, sondern können auch zu bleibenden Sehstörungen bis hin zur Blindheit führen.

Nick Humphreys infizierte sich bereits im Januar 2018 mit dem Parasiten. Als er sich damals sein rechtes Auge genauer ansah, entdeckte er einen kleinen Kratzer. Offenbar hatte er sich beim Einsetzen der Kontaktlinse verletzt. In einer Augen-Klinik wurde dann eine Acanthamoeba-Keratitis diagnostiziert.

Weder desinfizierende, antibakterielle Augentropfen noch zwei Operationen konnten sein Auge retten. „Hätte ich gewusst, wie gefährlich es ist, Kontaktlinsen während des Duschens zu tragen, hätte ich das nicht bekommen“, sagte Humphreys dem „Daily Mirror“.

Amöben im Leitungswasser

Die mikroskopisch kleinen, zwischen 0,1 und einem Millimeter großen Parasiten kommen im Boden, im Wasser und in Klimaanlagen vor. Akanthamöben können sich in die Hornhaut des Auges einnisten und dort großen Schaden anrichten. Darauf weist die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) in Berlin hin.

Die Amöben gelangen ins Auge, wenn die Linsen mit dem Wasser abgespült, nicht ausreichend gereinigt, zu lange oder beim Schwimmen getragen werden. Besonders gefährdet sind Träger weicher Kontaktlinsen.

Bei mangelnder Hygiene oder durch Infektion – wie im Fall von Nick Humphreys – gedeihen unter Kontaktlinsen Bakterien, Viren (etwa Herpes-Viren), Pilze sowie Parasiten. Auch trockene Augen können der Grund für eine Hornhautentzündung sein. In etwa fünf Prozent der Fälle sind Akanthamöben die Ursache.

Vorsicht beim Duschen und Baden

Einer Studie des Fraunhofer-Instituts zufolge sind 88 Prozent der Patienten mit mikrobiellen Hornhautentzündung Kontaktlinsenträger. 60 Prozent davon haben ihre Kontaktlinsen nicht korrekt desinfiziert, 32 Prozent haben mit Kontaktlinsen ein Schwimmbad besucht. Gelangt verunreinigtes Wasser, beispielsweise aus dem Pool, Badesee oder aus der Leitung, ins Auge, können die Amöben in die Hornhaut eindringen.

Schätzungsweise 100 bis 200 Menschen im Jahr erkranken in Deutschland an einer Akanthamöben-Infektion, am häufigsten ausgelöst durch das Tragen weicher Linsen. Um dem vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Linsen regelmäßig auszutauschen und nur mit empfohlenen Reinigern genau nach Gebrauchsanweisung zu pflegen.

Therapie mit Antibiotika

Betroffene werden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der DOG mit speziellen Antibiotika (wie eine Kortikosteroid-Antibiotika-Kombination oder Breitspektrum-Antibiotika sowie Antimykotika) behandelt, welche die Bakterien abtöten und den Amöben damit ihre Nahrungsbasis nehmen. In seltenen Fällen wird eine Hornhaut-Transplantation notwendig.

Wichtig ist laut DOG und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene eine rasche Diagnose der sich langsam entwickelnden Hornhautentzündung. Denn schon nach drei Wochen kann die Sehkraft dauerhaft gestört sein, später führt die Infektion unter Umständen zu Blindheit.

Oft setzen Schmerzen erst nach vier bis fünf Wochen ein, wenn die Amöben schon Nerven im Auge geschädigt haben. Selbst bei einer früh erkannten Infektion muss der Patient damit rechnen, dass sich die Behandlung möglicherweise über zwölf Monate hinstreckt.