Viele Zecken in Deutschland tragen den Borreliose-Erreger in sich. Sieben Prozent der Jugendlichen sind damit infiziert, hat eine Studie erstmals ergeben.

Stuttgart - Die von Zecken übertragenen Erreger der Lyme-Borreliose sind bereits bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet. Das zeigt eine bundesweit repräsentative Studie, die das Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht hat. Die maßgeblichen Daten dazu lieferte die große Kiggs-Untersuchung zur Kinder- und Jugendgesundheit. Damit sei erstmals gezeigt, dass die Lyme-Borreliose im ganzen Bundesgebiet verbreitet sei, sagt der RKI-Epidemiologe Hendrik Wilking. Etwa sieben Prozent der 14- bis 17-Jährigen sind demnach mindestens einmal von einer infizierten Zecke gebissen worden. Andere Studien zeigen, dass mit einer spürbaren Erkrankung in etwa einem von 100 Fällen zu rechnen ist.

 

Bereits bei den Drei- bis Sechsjährigen lag die Rate derer, die Antikörper gegen die Borreliose-Erreger gebildet hatten, bei drei Prozent. Außerdem zeigte sich: Kinder in großen Städten sind weniger betroffen als im ländlichen Raum (knapp vier Prozent zu etwa sieben Prozent), Mädchen weniger als Jungen (4,1 zu 5,5 Prozent) und Kinder mit Migrationshintergrund deutlich seltener als deutschstämmige Kinder (1,9 zu 5,5 Prozent). Dies könne am unterschiedlichen Freizeitverhalten liegen, vermuten die Forscher. Der Anteil der Menschen mit nachgewiesener Infektion steige mit dem Alter – auch weil die Antikörper bis zu zehn Jahre lang im Blut blieben, so die Autoren.

Haushaltsmittel wie Klebstoff und Butter sind nicht geeignet

„Was die Autoren jedoch überrascht hat: Mehr noch als Hunde erhöhen Katzen als Haustiere das Risiko für eine Borreliose-Infektion“, sagt Wilking. Möglicherweise geraten die Zecken an die Kinder, wenn die mit dem Haustier schmusen.

Insgesamt sind in Deutschland je nach Region 3 bis 25 Prozent der Bevölkerung bereits von einer infizierten Zecke gebissen worden. Die durch Bakterien hervorgerufene Lyme-Borreliose zeigt sich häufig durch eine typische Wanderröte, einen wachsenden Flecken mit unregelmäßigen Rändern. Anders als gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). die gleichfalls von Zecken übertragen wird, ist gegen Borreliose keine Impfung möglich. Allerdings lässt sich die Borreliose mit Antibiotika behandeln. Ohne die Therapie können die Erreger zu Entzündungen an den Gelenken, im Herz, den Nerven oder im Hirn führen.

„Deshalb ist es wichtig, gerade auch die Eltern kleiner Kinder nochmals darauf aufmerksam zu machen, die Kinder abends sorgfältig abzusuchen, eventuell Zecken umgehend zu entfernen und die Wunde zu desinfizieren“, sagt Wilking. Dabei sollte aber auf keinen Fall zu vermeintlichen Hausmitteln wie Klebstoff oder Butter gegriffen werden, um die Zecke zu töten. „Dann erhöht sich die Gefahr, dass die Zecken Borreliose-Erreger absondern.“ Die Zecke spucke die Bakterien dann aus. dpa