Tampons können giftige Metalle wie Blei, Arsen und Kadmium enthalten, wie eine neue Studie zeigt. Wir erklären, was das für die Gesundheit und den Gebrauch bedeutet.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

50 bis 80 Prozent aller menstruierenden Frauen weltweit nutzen Tampons. Der länglich gepresste Watte- oder Mullbausch dient zur Aufnahme von Flüssigkeiten, zur Stillung von Blutungen, zum Zuführen von Arzneistoffen, zur Polsterung und als Hygieneprodukt, das Frauen zum Auffangen der Regelblutung verwenden.

 

Krankheitserreger und Metalle in Tampons

Das praktische Multifunktionsprodukt bietet allerdings Bakterien eine wachstumsfördernde Umgebung. Das Tampon saugt sich mit Blut voll, ist warm und feucht. Die Oberfläche des Viskose-Watte-Streifens schafft optimale Bedingungen für Keime, um sich dort anzusiedeln. Zudem herrscht in der Vagina ein feucht-warmes Milieu, das Bakterien und Pilze bestens gedeihen lässt.

Doch nicht nur von Krankheitserregern drohen gesundheitliche Gefahren. Tampons können auch giftige Metalle enthalten, wie ein Forscherteam um Jenni A. Sheraston von der US-University of California in Berkeley herausgefunden hat. Die Studie ist im Fachmagazin „Environmental International“ veröffentlicht worden.

Frauen sind höherem Risiko ausgesetzt

„Unseres Wissens ist dies die erste Studie, in der der Gehalt an Metallen in Tampons gemessen wurde. Beunruhigenderweise fanden wir Konzentrationen aller Metalle, auf die wir getestet haben, darunter auch giftige Metalle wie Arsen und Blei“, erklärt Jenni A. Sheraston.

Die Oberfläche der Viskose-Watte-Streifen bietet optimale Bedingungen für Keime, um sich dort anzusiedeln. Foto: dpa/Annette Riedl

„Obwohl giftige Metalle allgegenwärtig und wir jederzeit geringen Mengen davon ausgesetzt sind, zeigt unsere Studie deutlich, dass auch in Menstruationsprodukten Metalle vorhanden sind und Frauen bei der Verwendung dieser Produkte einem höheren Expositionsrisiko ausgesetzt sein könnten“, betont Kathrin Schilling von der Mailman School of Public Health der Columbia University, die an der Studie beteiligt war.

Dafür spreche auch die spezielle Hautstruktur der Vagina. Diese sei besonders aufnahmefähig, so die Forscher. Schadstoffe wie Bakterien oder giftige Metalle könnten deshalb leichter als an anderen Hautstellen und ungefiltert in den Körper gelangen.

16 giftige Metalle in allen untersuchten Tampons nachgewiesen

Die Forscher testeten insgesamt 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken aus Europa, Großbritannien und den USA auf 16 Metalle: Arsen, Barium, Kalzium, Cadmium, Kobalt, Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Quecksilber, Nickel, Blei, Selen, Strontium, Vanadium und Zink.

Das Ergebnis: In allen Tampons fanden sich Metalle in unterschiedlichen Konzentrationen, wobei kein Wattebausch niedrige Konzentrationen aller oder der meisten getesteten Metalle aufwies.

In allen Tampons fanden sich Metalle in unterschiedlichen Konzentrationen. Foto: dpa/Franziska Gabbert

Vergiftungen können die Folge sein

  • Die Metallkonzentrationen variierten je nachdem, wo die Tampons gekauft wurden (USA im Vergleich zu EU und Großbritannien), ob sie aus biologischem oder nicht-biologischem Anbau stammten und ob es sich um eine Laden- oder eine Handelsmarke handelte.
  • In nicht-organischen Tampons war die Bleikonzentration höher, in organischen dagegen Arsen.
  • Einige der nachgewiesenen Metalle können schädliche bis hin zu lebensbedrohlichen Vergiftungen im Organismus hervorrufen.
  • Außerdem können sie das Risiko für Demenz, Diabetes und Krebs erhöhen, Organe wie die Leber, Nieren und das Gehirn sowie das Herz-Kreislauf-, Nerven- und Hormonsystem schädigen sowie die Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen.

Wie kommen die Metalle in Tampons?

Stichhaltige Beweise, wie die Metalle in die Tampons gelangen konnten, hatten die Forscher nicht gefunden.

Einige der nachgewiesenen Metalle können schädliche bis hin zu lebensbedrohlichen Vergiftungen im Organismus hervorrufen. Foto: dpa/Swen Pförtner

Möglicherweise seien sie aus Wasser, Luft, Erde oder durch industrielle Verunreinigungen, etwa eine Bleihütte, die sich in der Nähe von Baumwollfeldern befinden, in die Baumwolle gelangt, vermuten die Experten. Die Metalle könnten aber auch bei der Herstellung als Bestandteil von Bleichmitteln, Pigmenten oder antibakteriellen Substanzen hinzugefügt worden sind.

„Ich hoffe wirklich, dass die Hersteller verpflichtet werden, ihre Produkte auf Metalle zu testen, insbesondere auf toxische Metalle“, mahnt Jenni A. Sheraston.