Im Ostalbkreis gibt es momentan drei Krankenhäuser, sie gehören zu einem gemeinsamen Verbund. Personalmangel und finanzielles Defizit zwingen zum Umdenken, künftig soll es weniger Standorte geben.

Mit dem Ostalb-Klinikum in Aalen, dem Stauferklinikum in Schwäbisch Gmünd und der St. Anna-Virngrund Klinik in Ellwangen verfügt der Ostalbkreis über drei Krankenhäuser. Doch aus finanziellen und personellen Gründen muss die Zahl der Standorte reduziert werden. „Die Leitung der Kliniken Ostalb und die Kommunalpolitiker im Ostalbkreis sind sich einig, dass es so nicht weiter gehen kann“, sagt Ralf Mergenthaler, Sprecher der Kliniken Ostalb.

 

Im Jahr 2021 gab es bei den Kliniken Ostalb ein finanzielles Defizit von rund 20 Millionen Euro. Schlimmer sind die personellen Engpässe: Von den circa 1000 Betten, die den drei Häusern zur Verfügung stehen, können momentan rund 100 nicht belegt werden, da Mitarbeiter fehlen. Zudem erreichen viele Ärzte und Pfleger in den kommenden Jahren das Rentenalter, ausreichender Nachwuchs ist nicht in Sicht. 3500 Mitarbeiter haben die drei Kliniken, sie betreuten im Jahr 2022 ungefähr 43 000 stationäre Patienten.

Schon vor der Fusion am finanziellen Tropf

Bereits vor der Fusion im Jahr 2017 hingen die drei Krankenhäuser finanziell am Tropf. Ein Zusammenschluss sollte Besserung bringen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Die Coronapandemie trug ihren Teil zur weiteren Verschlechterung bei, ebenso die Strukturen im deutschen Gesundheitssystem. Die Frage ist, was hat Vorrang – Finanzen oder Patientenversorgung?

Der Landkreis ist mit dem Problem nicht allein: Eine Befragung der Unternehmensberatung Roland Berger unter Führungskräften der 600 größten Krankenhäuser in Deutschland ergab im September 2022, dass rund 70 Prozent der Kliniken in diesem Jahr einen Verlust erwarten, 96 Prozent gehen von einer Verschlechterung in den nächsten fünf Jahren aus. Das ist der mit Abstand schlechteste Wert seit Beginn der Studienreihe im Jahr 2014.

Die Politik muss entscheiden

Der Ostalbkreis hat entschieden, dass es keine drei Kliniken mehr geben soll. Welche Standorte in welcher Form erhalten werden, ist noch offen. Erreichbarkeit, medizinisches Angebot und die Finanzen haben bei der Entscheidung Vorrang. In den betroffenen Gemeinden meint man jeweils, der eigene Standort sei unverzichtbar.

Eine flächendeckende Versorgung muss gewährleistet sein. Bundeseinheitlich wurde 2016 geregelt, dass für die Bevölkerung eine maximale Pkw-Fahrzeit von 30 Minuten bis zum nächsten Krankenhaus eingehalten wird. Nicht geregelt ist, was passiert, wenn dies zwar eingehalten wird, vor Ort aber das Personal für die Behandlung fehlt.

Nachdem mangelnde Transparenz bei der Entscheidungsfindung kritisiert wurde, setzen die Verantwortlichen nun auf Bürgerbeteiligung. Dafür hat sich auch der Kreistag vor Weihnachten ausgesprochen. „Es ist nicht einfach, den Leuten die verzwickte Lage detailliert zu erklären“, sagt Mergenthaler. Man rechnet damit, dass es bis zur Umsetzung des Vorhabens mindestens ein Jahrzehnt dauern wird und, dass die notwendigen Schritte einer Operation am offenen Herzen gleichkommen.