Get Well Soon wird in den Wagenhallen ihrem Ruf als beste Band Baden-Württembergs gerecht. Welches Potenzial in dem Sänger Konstantion Gropper steckt, machte der dritte Teil des Auftritts klar.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Einige Zeitgenossen halten Konstantin Groppers Projekt Get Well Soon für die beste Band Baden-Württembergs. Es sind sogar ganz schön viele, wie allein die Verkaufszahlen der drei Get-Well-Alben zeigen, die es allesamt unter die Top-dreißig der deutschen Charts brachten. Zu Recht? Mal sehen.

 

Das Konzert in den bestens gefüllten Wagenhallen am Samstagabend zerlegt Gropper absichtsvoll und mit Umbaupausen in drei Teile. Im ersten Teil ist noch nicht allzu viel von seiner feinen Arrangierkunst zu hören. Mit der fünfköpfigen Band, teils an vier (!) E-Gitarren, spielt er mehr oder weniger klassischen Indierock, den man auch deshalb klassisch nennen darf, weil sein Gesangsstil so sehr an die Heroen der Achtziger und Neunziger erinnert, in erster Linie an Marc Almond und Morrissey. Das ist natürlich schon mal eine feine Sache, zumal für das mehrheitlich sehr erwachsene Publikum, das in diesen Zeiten musikalisch sozialisiert wurde – im Gegensatz zum damals erst geborenen Gropper, der von solchen Vorbildern allerdings hörbar geprägt worden sein muss.

Der Sinn der Dreiteilung

Ziselierter wird es im zweiten Teil. Die klassische Rockbesetzung wird aufgebrochen. Groppers Schwester Verena, eine – wie sich in ihren Gesangslinien wieder zeigt – ausgezeichnete Sopranistin, greift auf der Bühne zur Violine, ein Blasinstrument kommt ins Spiel, perkussive Elemente, die Stücke gewinnen an Vielschichtigkeit und Farbenpracht. Dem schwelgend großen Bogen nähert sich das Ensemble nun an, der orchestralen Wucht, welche die Alben der Band und auch so manche ihrer Liveperformances in der Vergangenheit ausgezeichnet hat. So ganz langen sie aber nicht heran, trotz sehr druckvoller Grundierung von Bass und Schlagzeug. Der gesättigte Bläser- und Streicher-Cinemascopesound, der frühere Konzerte von Get Well Soon krönte, ist in dieser Clubkonzertbesetzung nicht zu realisieren.

Dem Ideal nahe kommt die Band dann im dritten Teil, dem „Greatest-Hits“-Abschnitt. George Michaels „Careless Whisper“ ertönt unter anderem, als Coverversion fabelhaft vorführend, welches Potenzial in Gropper steckt. Hier offenbart sich der Sinn der Dreiteilung des Konzerts, die Analogie zu den letzten drei Veröffentlichungen der Band, die Gropper auf drei Zehn-Zoll-Vinylplatten herausgebracht hat. „The Lufthansa Heist“, „Henry – the infinite Desire of Heinrich Zeppelin Alfred von Nullmeyer“ und eben „Greatest Hits“ heißen sie, „The Pope washed my Feet in Prison“ oder „Mail from Heidegger“ die Songs darauf. Rätselhaft, unergründlich, enigmatisch. Und gerade deshalb so gut. „Am Schluss macht alles Sinn“, kommentiert der so seltsame wie seltene Vogel Gropper von der Bühne herab. Recht hat er, der nach wie vor beste Popmusiker Baden-Württembergs.

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