Die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG verkauft längst nicht nur Mineralwasser. Bekannt sind auch die Limo-Marken Afri Cola und Bluna, deren bundesweiter Vertrieb nun durch Kooperationen mit anderen Getränkeherstellern ausgebaut werden soll.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Trotz des guten Konsumklimas ist der Absatz alkoholfreier Getränke in Deutschland rückläufig. 2014 belief sich das Minus nach Angaben der GfK auf 1,2 Prozent. Der Vorstandschef der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG, Michael Bartholl, führt das unter anderem auf den demografischen Wandel zurück. „Ältere Menschen trinken weniger als junge“, sagte er bei der Bilanzpressekonferenz. Angesichts des schrumpfenden Markts zeigte sich Bartholl zufrieden mit der Entwicklung seines Unternehmens im Jahr 2014. So konnte der Überkingen-Teinach-Konzern das operative Ergebnis um knapp ein Viertel steigern. Als Gründe nannte der Vorstandschef Produktivitätsverbesserungen durch Investitionen in Technik und Logistik sowie effizientere Abläufe. „Ein wichtiger Faktor waren auch gesunkene Rohstoffkosten“, so Bartholl. Konkret nannte er niedrigere Preise für Saftkonzentrate und Kunststoffflaschen.

 

Der leichte Umsatzrückgang und der Rückgang der Mitarbeiterzahl hänge primär mit dem Verkauf des Bad Hotels am Stammsitz Bad Überkingen (Kreis Göppingen) zusammen. Zudem habe man sich aus dem Geschäft mit Handelsmarken verabschiedet, die vor allem über Discounter vertrieben werden. Auch bei den eigenen Marken seien ertragsschwache Produkte eingestellt worden. Zum Sortiment des 1923 gegründeten Unternehmens gehören unter anderem die Mineralwasser- und Fruchtschorlemarken Teinacher, Krumbach und Hirschquelle, die Limonaden Afri Cola und Bluna sowie Säfte von Niehoffs Vaihinger, Merziger oder Lindavia.

Afri Cola und Bluna sollen bundesweit wachsen

Den bundesweiten Vertrieb der Kultmarken Afri und Bluna will Bartholl durch die Vergabe von Konzessionen an Kooperationspartner kräftig ankurbeln. Dabei beziehen die Partnerunternehmen den Limonadengrundstoff und füllen die Getränke in ihren Produktionsanlagen ab. Überkingen-Teinach erhält dafür Lizenzgebühren. Bereits seit Jahresbeginn arbeitet der Konzern auf dieser Basis in Nordhessen und Teilen Nordrhein-Westfalens mit dem Getränkehersteller Rhodius zusammen. 2016 startet eine Kooperation mit dem Brauereiriesen Anheuser-Bush in Bayern und Teilen Baden-Württembergs. 2017 folgt eine Partnerschaft mit der Gold-Ochsen-Tochterfirma Ulmer Getränke Vertrieb, die auch große Teile Bayern abdecken wird.

Anders als bei Afri und Bluna oder bei Fruchtsäften setzt Überkingen-Teinach im Mineralwassergeschäft weiter auf eine regionale Vermarktungsstrategie. „Es gibt noch viel Potenzial in Baden-Württemberg. Bevor wir wo anders hingehen, wollen wir das erst mal nutzen“, sagte Bartholl. Trotz des Preiskampfs der Discounter sieht der Vorstandschef bei vielen Verbrauchern ein „gestiegenes Qualitäts- und Markenbewusstsein“. Der Überkinger-Chef beruft sich auf Zahlen von Marktforschern, nach denen der Anteil der Mineralwasser-Premiummarken, die für mehr als 45 Cent pro Liter verkauft werden, stabil auf einem hohen Niveau von 44 Prozent liegt. Zum Vergleich: der Durchschnittspreis ist mit 23 Cent Pro Liter gerade mal halb so hoch.

Die Glasflasche ist nicht totzukriegen

Bartholl will sich vor allem auf das höhere Preissegment konzentrieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die gute alte Glasflasche – vor allem in Form ansprechend gestylter oder nach Kundenwunsch individualisierter Gefäße. „Zu Beginn des Jahrtausends gingen viele davon aus, dass die Glasflasche ganz verschwinden wird. Sie haben sich getäuscht“, so Bartholl. Bei Mineralwasser und Erfrischungsgetränken lag der Glasanteil in den vergangenen vier Jahren stabil bei rund einem Viertel.

Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen mit Produktionsstätten in Bad Teinach, Kißlegg, Lauterecken und Merzig einen konstanten Umsatz und eine leichte Verbesserung des Betriebsergebnisses. Die Kosten in Logistik und Produktion sollen weiter sinken. Zusätzliche Einsparungen soll die Bündelung aller Saftmarken in einer gemeinsamen Tochterfirma bringen.