Frisch beurkundet: Der Gewa-Tower in Fellbach gehört jetzt ganz dem neuen Investor, der CG Gruppe. Der letzte Wohnungskäufer hat beim Notar unterschrieben, auf seinen Vertrag zu verzichten. Aber die Rückzahlung der Finanzierungsanleihe die Geldanleger verzögert sich noch weiter.

Fellbach - Der Rechtsanwalt Gustav Meyer zu Schwabedissen, gemeinsamer Vertreter der durch die Gewa-Tower-Pleite geschädigten Geldanleger, ist erleichtert: Am Mittwoch hat der letzte von 44 Wohnungskäufern sein immer noch erst halb fertiges Apartment weiterverkauft an die CG-Gruppe, die damit den gesamten Gewa-Tower samt dem künftigen 164-Zimmer-Hotel vollständig besitzt. Der im Hochhausbau erfahrene Baukonzern will den 107 Meter und 34 Stockwerke hohen Turm voraussichtlich ab dem Frühjahr mit neuem Konzept von bis zu 192 statt vorher 66 Mietwohnungen fertig bauen und danach voll vermietet an eine Firma als Kapitalanlage verkaufen. Mit der jüngsten Unterschrift beim Notar gibt es praktisch niemand mehr, der noch Steine in den Weg zur Fertigstellung nach diesem neuen Konzept legen könnte. Anders gesagt aus der Sicht der Geldanleger: „Wichtig ist, dass nun niemand mehr mit Recht die Fälligkeit des Kaufpreises verhindern kann“, den Gustav Meyer zu Schwabedissen so gern unter seinen Klienten aufteilen würde.

 

Baukonzern lässt neue Pläne erstellen

„Aufatmen allerseits“, berichtet der Anlegervertreter also. Das gilt zuerst einmal für ihn selbst. Um zwei Monate hat sich der Ablauf bereits verzögert: „Gerne hätten wir diese letzte Beurkundung schon letzten Monat gehabt. Ich bedaure, dass ich ein zu enges Zeitkorsett unterstellt hatte.“ Aufgeatmet wird auch der Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli haben, der für den Pleite-Tower im Rohbau Ende September die Berliner CG-Gruppe als neuen Investor präsentiert hatte – nach zweijährigen Baustopp und Bangen. Die Berliner hatten allerdings die Bedingung gestellt, den Turm vollständig erwerben zu können.

Inzwischen lässt der Baukonzern bereits Pläne mit neuen Grundrissen bei gleichbleibender Ansicht von außen erstellen. Sie sollen im März bei der Stadtverwaltung Fellbach als Baunachtragsantrag eingereicht werden. Außerdem hat er schon die ersten Bauarbeiter wieder vor Ort tätig: Weithin sichtbar sind grüne Netze zur Absturzsicherung ebenso wie provisorische Geländer angebracht worden. Wann die restlichen Fenster eingebaut werden, ist noch nicht bekannt.

Geldanleger müssen weiter darauf warten, dass ein Teil ihrer Investition zurückfließt

Die geschädigten Geldanleger können noch nicht richtig aufatmen. Sie müssen nämlich, selbst wenn alles glatt läuft, bis Ende Januar auf die etwa 40 Prozent ihrer ursprünglichen Einlage warten, die sie vorerst nur zurückerhalten. So viel Zeit verschlingen die noch offenen Grundbuchan- und -einträge und Zahlungsfristen. Der Vertreter der Geldanleger kommentiert diesen Vorgang: „Ich kann nur sagen, dass die allgemeine Erfahrung wieder mal bestätigt ist, dass komplexe Dinge eben länger dauern als erwartet.“

Neuer Name „SLT 107 Schwabenlandtower“

Der neue Tower-Investor, die CG-Gruppe aus Berlin, entwickelt derzeit unter dem Namen „SLT 107 Schwabenlandtower“ ein neues Nutzungskonzept für den Gewa-Tower. Auf einer Fläche von etwa 10 500 Quadratmetern sollen 192 kompakte Apartments realisiert und vermietet werden. Das angrenzende Hotelgebäude wird aufgestockt um eine weitere Etage und dann 164 Zimmer im Standard von 3+ Sternen auf etwas über 4000 Quadratmetern umfassen. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung Fellbach wird zudem ein Mobilitätskonzept für das nahe Umfeld erstellt. Das Büro Wolf Architekten/Ingenieure, das den Tower ursprünglich für den Verkauf von Luxuswohnungen mit traumhafter Aussicht geplant hatte, arbeitet bereits die aktuellen Entwürfe in eine neue Bauplanung um.