Neuigkeiten zum Gewa-Tower in Fellbach: Offenbar haben sich noch weitere am Kauf interessierte Investorengruppen gemeldet.

Fellbach - Zwischenzeitlich sah es nicht so recht danach aus, jetzt aber ziehen die Anleihegläubiger und ihre Wortführer sowie die beteiligten Rechtsanwälte beim Fellbacher Pleite-Hochhaus Gewa-Tower wieder an einem Strang. Bei der jüngsten Abstimmung ohne Versammlung, von der jetzt die Protokolle versendet worden sind, wurde der Rechtsanwalt und Kapitalmarkt-Experte Gustav Meyer zu Schwabedissen aus Düsseldorf mit großer Einigkeit zum neuen einheitlichen Vertreter der Anleihegläubiger gewählt.

 

Damit sind die derzeit wichtigsten Formalitäten erledigt

Er wird nun der erste Ansprechpartner für den vorläufigen Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli sein bei der Aufgabe, den halbfertigen Wohnturm möglichst günstig an Investoren zu verkaufen. In der Abstimmung auf schriftlichem Wege wurde ebenfalls einer Verwertungsvereinbarung zwischen dem Treuhänder, der Rödl Treuhand in Hamburg, und dem Insolvenzverwalter zugestimmt.

Damit sind die derzeit wichtigsten Formalitäten erledigt: Die Verhandlungen mit den immer noch nicht namentlich genannten Interessenten für einen Weiterbau können mit klar beauftragten Verhandlungspartnern zügig weitergehen.

Wie berichtet, gibt es zwei Absichtserklärungen mit unverbindlichen Kaufangeboten über bis zu 15 Millionen Euro für den Gewa-Tower im unfertigen Zustand. Gustav Meyer zu Schwabedissen bestätigt, dass sich noch weitere am Kauf interessierte Investorengruppen gemeldet haben, ohne dass diese ebenfalls schon sogenannte „Letters of Intent“, also Absichtserklärungen, unterschrieben hätten.

Die Kosten, den Bau zu schließen, werden auf 1,5 Millionen Euro beziffert

Zwar hat sich der vorläufige Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli zuletzt optimistisch gezeigt, bis zum Jahresende abgeschlossene Verträge über den Turm-Verkauf vorlegen zu können. Doch Zeitnot besteht nicht, auch nicht, wenn der Winter nahe ist: „Wir sind in guten Gesprächen für eine Zwischenfinanzierung, um den Turm winterfest machen zu können“, sagt Gustav Meyer zu Schwabedissen. „Besser wäre es, man kann den Turm vorher verwerten, aber einen Notverkauf will niemand.“ Die Kosten, den Bau zu schließen, werden auf 1,5 Millionen Euro beziffert.

Das Geld ist gut angelegt. Rechtsanwalt Meyer zu Schwabedissen erinnert daran, dass bereits 32 Millionen Euro für den Turm verbaut worden sind. „Es kann also nicht sein, dass er nichts wert ist. Achtstellig wird der Kaufpreis auf jeden Fall sein.“

63 Millonen Euro statt 57 Millionen Kosten

Die Sicherung gegen mögliche Witterungsschäden hatte der Turm-Architekt Jörg Wolf in einer früheren Anleihegläubigerversammlung dringend angeraten. Den vergangenen Winter hat der in den oberen Stockwerken nur im Rohbau stehende Turm allerdings gut überstanden, sagt er. Um dies nachzuprüfen, den Baustand und eventuelle Schäden zu dokumentieren, wird derzeit ein unabhängiges Baugutachten erstellt. Das ist ebenfalls eine wichtige Grundlage für die Verhandlungen mit den interessierten Investoren. Architekt Wolf geht davon aus, dass der Gewa-Tower durch Baustillstand und Kosten der Wiederaufnahme des Baus jetzt 63 Millionen Euro statt zuvor geschätzten 57 Millionen Euro kosten wird.

Der Vertreter der Anleihegläubigervertreter legt ebenso wie der vorläufige Insolvenzverwalter den Fokus derzeit darauf, einen Vertrag über den Verkauf des Turms auszuverhandeln. Ein abgeschlossener Vertrag ist auch eine Voraussetzung dafür, dass das Amtsgericht Esslingen das Insolvenzverfahren eröffnet.

Vor allem dann wird zu prüfen sein, ob vor dem Insolvenzantrag der Bauherrin Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG Geld verschwunden ist. „Es scheint Zahlungen in auffälliger Weise gegeben zu haben“, sagt der Rechtsanwalt und prüft, solche Zahlungen anzufechten. Gleichzeitig warnt er vor einer Vorverurteilung der Gewa-Geschäftsführer: „Ich will es prüfen. Man kann in Deutschland aber auch Pleite gehen, ohne sich strafbar zu machen.“ Er sagt über Insolvenzen: „Im Wirtschaftsleben passiert halt sowas.“