Der Fellbacher Gemeinderat hat am Dienstagabend den Bau des 107 Meter hohen Wohnturms der Esslinger Immobilienentwickler Michael und Mark Warbanoff am Stadtrand freigegeben. An dem dritthöchsten Wohngebäude Deutschlands wird seit 2006 geplant.

Fellbach - Michael und Mark Warbanoff haben die letzte große Hürde vor der Realisierung ihres spektakulären Bauprojekts in Fellbach genommen. Eine Gemeinderatsmehrheit hat am Dienstagabend nach einer namentlichen Abstimmung die Stadtverwaltung ermächtigt, den Bau des 107 Meter hohen Wohnturms mit 65 Luxus-Eigentumswohnungen auf 34 Stockwerken sowie eines Hotels am Turmsockel freizugeben. Die grundsätzliche Baugenehmigung ist bereits vor einem Jahr erteilt worden, „es geht nicht um einen Grundsatzbeschluss“, sagte Oberbürgermeister Christoph Palm. Das letzte Hindernis bestand darin, dass die Immobilienentwickler aus Esslingen die sichere Finanzierung des dritthöchsten Wohnturms in Deutschland nachweisen mussten – eine weitere Bauruine auf dem Fromm-Gelände wollte der Gemeinderat unter allen Umständen vermeiden (siehe Hintergrund).

 

Die SPD und die Grünen legten allerdings nachdrücklich den Finger in die Wunde: So richtig hart und wasserdicht erscheint das Finanzierungskonzept für das 61,5-Millionen-Projekt nicht: Rund 30 Millionen Euro haben die Warbanoffs von Anlegern über eine Anleihe bekommen, der Rest muss über den Verkauf der Wohnungen und die Vermietung des Hotels an die Nordic-Hotelgruppe hereinkommen. Ein Gutachten der Firma Drees und Sommer kommt zu dem Urteil, dass die Risiken einer Baueinstellung im unfertigen Zustand als „tendenziell überschaubar“ einzustufen sei. Das ist nicht genau das, was die Warbanoffs laut Vertrag vorlegen sollten, nämlich eine „unwiderrufliche harte Finanzierungsbestätigung einer deutschen oder europäischen Großbank“, räumte der von der Stadt beauftragte Rechtsanwalt Hans-Jörg Birk ein, aber eine Finanzierung ganz ohne Restrisiko gebe es nicht. Dafür eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Bau realisiert werden könne.

Vor der Diskussion waren Grüne und SPD mit ihrem Antrag auf Vertagung gescheitert – der Fraktionsvorsitzende Andreas Möhlmann hatte Nachbesserungen bei den Unterlagen gefordert. „Die Finanzierung ist rein hypothetisch und vom Verkauf der Wohnungen abhängig“, sagte Möhlmann, „damit ist kein Finanzierungsnachweis erbracht“. Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Agata Ilmurzynska erklärte, bei so vielen Vorbehalten in den Gutachten könne sie die Baufreigabe nicht mittragen. Nach Ansicht des FW/FD-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Lenk erfüllten die Unterlagen aber die Anforderungen, und auch der CDU-Fraktionsvorsitzende konnte an der Prüfung „kein Haar finden“.

Vor der endgültigen Baufreigabe wird jetzt noch der städtebauliche Vertrag angepasst, weil dort noch ein Gesundheitszentrum und nicht das Hotel drin steht. Außerdem sollen Planungen für den Umbau der Friedrich-List-Straße beginnen.