Das Tochterunternehmen Netze BW sieht die künstlichen Speicherbecken im Wald bei Vaihingen inzwischen als Belastung. Früher dienten sie der Trinkwasserversorgung, heute werden sie von zwei Fischereivereinen genutzt.

Stuttgart. - Grundstücke sind in Stuttgart Mangelware. Noch seltener zu ergattern sind Wasserflächen. Der Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) will sich von zwei großen Seen, die unweit des beliebten Ausflugslokals Katzenbacher Hof im Glemswald liegen, trennen.

 

Die Verkaufsabsicht der Tochtergesellschaft Netze BW könne man bestätigen, eine offizielle Ausschreibung gebe es im Moment allerdings nicht, sagt Hans-Jörg Groscurth, Sprecher des Energiemultis EnBW. Der Konzern hat den Katzenbach- und den Steinbachsee bei der Übernahme der Neckarwerke Grundstücks GmbH vor mehr als einem Jahrzehnt als Dreingabe erhalten. Bis 1998 waren beide über das Wasserwerk Gallenklinge in die Stuttgarter Wasserversorgung eingebunden, seitdem wird aber kein Trinkwasser aus dem Bodensee mehr eingeleitet. Nur Katzenbach und Steinbach speisen die Gewässer.

Seen benötigen laufend Pflege

Die EnBW AG steht durch die Energiewende und die Ausschüttungserwartung der Eigentümer unter Einspardruck. „Die Seen benötigen natürlich laufend Pflege und Aufmerksamkeit, ohne Erträge zu bringen“, sagt Groscurth. Ein mittlerer fünfstelliger Betrag pro Jahr sei bisher pro See für den Unterhalt angefallen. 2013 musste für den Katzenbachsee noch sehr viel mehr investiert werden. Ein Unwetter mit Starkregen hatte den Zulauf anschwellen und den See überlaufen lassen. Der Ablauf hatte die Wassermassen nicht mehr ableiten können. Die anschließende Sanierung des Deichs kostete rund 300 000 Euro. Mittelfristig, sagt Groscurth, sei weiterer Hochwasserschutz nötig. Für den Katzenbachsee liege inzwischen die Genehmigung vor, die Ablaufrinne tiefer zu legen. Man rechne je See mit Kosten von 170 000 Euro.

Obwohl noch nicht ausgeschrieben, gibt es dennoch Kaufwillige. Der Württembergische Anglerverein (815 Mitglieder) signalisiert als Pächter des Katzenbachsees für beide Gewässer Interesse. Und die 1997 gegründeten Anglerfreunde Leonberg, die mit ihren rund 50 Mitgliedern den Steinbachsee gepachtet haben, würden gern diesen übernehmen. Es gibt also zumindest um den 19 160 Quadratmeter großen und bis zu 5,50 Meter tiefen Steinbachsee bereits Konkurrenz. Als Käufer, sagt EnBW-Sprecher Groscurth, könnte neben den Vereinen zum Beispiel auch ein Bauherr infrage kommen, „der für ein Projekt eine ökologische Ausgleichsfläche braucht“. Beim Katzenbachsee, der 30 840 Quadratmeter groß und bis zu fünf Meter tief ist, könnte er fündig werden. Angepeilter Verkaufspreis? „Wir bitten um Verständnis, dass wir da noch keine konkreten Zahlen aufrufen“, so der Sprecher.

Fischereirecht liegt beim Land

Die Anglervereine hätten es allerdings gern etwas konkreter. Denn die Seen allein sind für sie nur dann von Wert, wenn das Fischereirecht, das vom Eigentum unabhängig ist und vom Land in der Regel auf zwölf Jahre vergeben wird, langfristig bei ihnen bleibt. „Wir sind höchst interessiert an beiden Seen“, sagt Hans-Hermann Schock, der Vorsitzende des Württembergischen Anglervereins, schließlich lägen sie „vor der Haustür“. Angelmöglichkeiten bietet der Verein im Max-Eyth-See, im Pfaffensee, Neuen See und Bärensee sowie Katzenbachsee, außerdem auf 800 Meter an der Jagst, einem Kilometer im Neckarhafen, einem Donauabschnitt und dem Ostertagsee bei Leipheim (Bayern).

Schock sieht in den Folgekosten ein Problem. Nach dem Unwetterschaden sei die Versicherungsprämie wohl hoch, der Damm müsse künftig einem Hochwasser standhalten, wie es alle 1000 Jahre erwartet wird. Wegen der früheren Trinkwassernutzung gelte verschärfter Schutz. Dabei könnte man sich einen Bootsverleih vorstellen. Größtes Manko sei das Fischereirecht: „Das verkauft das Land normalerweise nicht.“ Interesse und ähnliche Bedenken hat Matthias Grassmann, der Vorsitzende der Anglerfreunde Leonberg. „Der Steinbachsee ist unsere Existenz, wir haben ansonsten nur noch den Parksee in Leonberg“, sagt er. Die EnBW müsse Zahlen auf den Tisch legen. Die anstehende Sanierung sieht Grassmann kritisch: „Der See muss abgelassen werden, das ist biologisch eine Katastrophe.“

Kein Hausboot möglich

Wer sich als Nichtangler Hoffnung auf idyllisches Wohnen auf dem Hausboot macht, würde enttäuscht werden. „Unzulässig“, sagt Rainer Grund vom Baurechtsamt. Die Seen liegen im Außenbereich. Baurecht zu erteilen sei unmöglich.