Ein Achtklässler kommt morgens in eine Schule in Lünen und findet dort den Tod. Schüler und Eltern können nicht begreifen, was ein Mitschüler getan hat. Chronik der Gewalt an deutschen Schulen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Lünen - Bluttat an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen nördlich von Dortmund, Nordrhein-Westfalen. Ein 15-jähriger Schüler mit deutscher und kasachischer Staatsangehörigkeit tötet am Dienstagmorgen (23. Januar) einen 14-jährigen Mitschüler. Der Verdächtige wird kurz nach der Tat festgenommen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen.

 

Gewaltverbrechen in Lünen

Die Tat ereignet sich den Angaben zufolge kurz nach Schulbeginn um 8 Uhr. Der verdächtige Schüler wird im Rahmen einer sofort eingeleiteten Fahndung gefasst. Der in Deutschland geborene mutmaßliche Täter und das Opfer, das ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, besuchten dieselbe Schule und stammen beide aus Lünen. Die Ermittler machen zunächst keine Angaben zur verwendeten Waffe, zum Tathergang und den Verletzungen des Opfers.

Chronik: Gewalt an Schulen

Schwere, mitunter tödlich endende Gewalttaten an Schulen sind in Deutschland selten. Die folgende Chronik gibt einen Überblick über spektakuläre Fälle.

26. April 2002

In Erfurt (Thüringen) erschießt ein 19-jähriger ehemaliger Gymnasiast im Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und sich selbst.

2. Juli 2003

In einer Coburger Realschule (Bayern) verletzt ein 16-jähriger Schüler eine Lehrerin mit einem Schuss aus einer Pistole und erschießt sich dann selbst.

8. Mai 2006

An einer Hauptschule in Hamm (Nordrhein-Westfalen) verletzt ein 15-Jähriger einen gleichaltrigen Mitschüler mit drei Messerstichen in den Rücken lebensbedrohlich.

9. Mai 2006

In Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) geht ein 14-Jähriger Schüler mit einem Messer auf einen Lehrer los. Andere Pädagogen können den Schüler im letzten Moment überwältigen.

29. Mai 2006

In Berlin-Kreuzberg erleidet eine Lehrerin an der Lemgo-Grundschule mehrere Knochenbrüche im Gesicht durch die Schläge eines 12-jährigen Schülers.

20. November 2006

An der Realschule Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten verletzt ein 18-jähriger Amokläufer 37 Menschen und tötet sich selbst. Sein Sprengstoffgürtel muss nach der Bluttat von der Polizei entschärft werden.

11. März 2009

In der Albertville-Realschule in Winnenden(Rems-Murr-Kreis) erschießt ein 17-jähriger ehemaliger Schüler neun Schüler und drei Lehrerinnen. Auf der anschließenden Flucht tötet er drei Passanten. Der Täter kommt bei einer Schießerei mit der Polizei in einem Supermarkt im 40 Kilometer entfernten Wendlingen ums Leben.

11. Mai 2009

Im Gymnasium in Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen) wird ein Mädchen von einer Mitschülerin bei deren Amoklauf mit einem Messer verletzt.

17. September 2009

Am Gymnasium Carolinum in Ansbach (Bayern) verletzt ein Schüler zwei Schülerinnen schwer. Sieben weitere Schüler sowie eine Lehrerin werden leicht verletzt. Der Täter wird am 29. April 2010 unter anderem des versuchten Mordes in 47 Fällen schuldig gesprochen und zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt.

18. Februar 2010

Ein 23-jähriger ehemaliger Schüler ersticht seinen einstigen Lehrer in der Technischen Berufsschule im Georg-Kerschensteiner-Berufsbildungszentrum in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Als Motiv gibt er unangemessen schlechte Schulnoten und Mobbing-Erfahrungen an.

26. Mai 2011

Auf dem Schulhof einer Hauptschule in Köln-Seeberg (Nordrhein-Westfalen) tritt ein 15-jähriger Schüler (15) einem 14-Jährigen Mitschüler so schwer gegen den Kopf, dass dieser später stirbt. Das Landgericht Köln verurteilt den Täter zu zwei Jahren Haft auf Bewährung, da keine Tötungsabsicht bestanden habe, und schickt ihn in eine Erziehungshilfe-Einrichtung.

22. Mai 2012

Ein 14-jähriger Schüler bedroht in der Lindenschule in Memmingen (Bayern) andere Mitschüler mit Waffen und flieht darauf hin auf einen Sportplatz. Niemand wird verletzt.

26. Februar 2013

In einem Gymnasium in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) schießt eine 15-jährige Schülerin während des Unterrichts mit einer Schreckschusspistole um sich und verletzt zwei Schüler leicht.

3. Mai 2013

Auf dem Schulhof einer Essener Gemeinschaftsgrundschule (Nordrhein-Westfalen) wird eine Elfjährige von 15 Mitschülern angegriffen und schwer verletzt.

21. August 2014 

Im ostfriesischen Dorf Upgant-Schott (Niedersachsen) dringt ein 18-Jähriger auf den Schulhof der Dorfschule ein, vergewaltigt eine Sechsjährige, prügelt sie fast zu Tode und wirft sie in ein Gebüsch. Der Täter wird zu sechs Jahren Jugendhaft verurteilt.

20. Februar 2015

In Hattingen an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) greift ein 17-Jähriger auf dem Schulhof eine Mitschülerin an. Er misshandelt sie sexuell und verletzt sie mit einer Schere lebensgefährlich am Hals. Das Opfer überlebt. Der 17-Jährige wird wegen gefährlicher Körperverletzung zur Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt.

13. September 2016

An einer Schule in Delitzsch (Sachsen) gipfelt ein Streit unter Mitschülern in einer Gewalttat. Ein Zwölfjähriger sticht auf dem Schulhof einem gleichaltrigen Mitschüler eine Papierschere in den Hals. Das Opfer wird schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.