Die Morde von Kassel und Halle sind eine Zäsur. Der Staat muss wehrhaft werden, meint unsere Kolumnistin Katja Bauer.

Stuttgart - Heiligabend ist kein Tag, an dem man die Welt mit pessimistischem Blick betrachten will. Aber wer auf dieses Jahr zurückblickt, der muss nicht pessimistisch sein, damit ihm das Herz schwer wird. 2019 war das Jahr der Turboradikalisierung von rechts. Am 2. Juni wurde Walter Lübcke, der Regierungspräsident von Kassel, als erster Politiker seit 1945 von einem Rechtsextremisten ermordet. Am 9. Oktober wollte ein Antisemit so viele Juden wie möglich umbringen und griff deshalb eine zu Jom Kippur voll besetzte Synagoge an. Sein Anschlag misslang, er ermordete Menschen, die ihm in die Quere kamen oder aus seiner Sicht ebenfalls Ziele seiner menschenverachtenden Ideologie waren.