Drohungen und Gewalt von bewaffneten Gruppen haben laut UNO zu einer hohen Zahl an Vertriebenen innerhalb des lateinamerikanischen Staates geführt.

Bogotá - In Kolumbien gibt es nach UN-Angaben so viele Binnenflüchtlinge wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Dies sei auf Gewalt und Drohungen illegaler bewaffneter Gruppen zurückzuführen, teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) in Bogotá am Mittwoch mit. 

 

Zwischen Januar und August gab es demnach Massenvertreibungen mit insgesamt rund 57.000 Menschen. Registriert worden seien mehr als hundert Fälle, in denen Menschen massenhaft in die Flucht getrieben wurden. Betroffen waren demnach 12.000 Familien. Hinzu kamen 25.000 vertriebene Einzelpersonen. Im Vergleich zu Zahlen aus dem Jahr 2012 habe sich die Zahl der Vertriebenen „verdoppelt und sogar verdreifacht“, hieß es.

Jahrzehnte des Konflikts

In Kolumbien hatte der Jahrzehnte dauernde Konflikt mit der Rebellengruppe Farc zur Vertreibung von rund acht Millionen Menschen geführt. 2016 unterzeichnete die Gruppe ein Friedensabkommen mit der Regierung in Bogotá. Eine weitere, mit der Farc verfeindete Miliz, die Nationalen Befreiungsarmee (ELN) hat ihre Waffen jedoch nicht niedergelegt. Hinzu kommen zahlreiche Drogenhändlerbanden, die teils aus paramilitärischen Gruppen und dem Kampf gegen die Farc hervorgegangen sind.

„Es gibt Anzeichen für eine territoriale Ausdehnung nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen (...), was zu einer Zunahme der Zusammenstöße und folglich der humanitären Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung führt“, heißt es in dem UN-Bericht. Die Gruppen kämpfen um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Kolumbien ist der größte Produzent von Kokain weltweit. Sie betreiben außerdem illegalen Bergbau und gehen gewaltsam gegen örtliche Gemeinden, Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten vor.