Dank der Greiling-Naturschutz-Stiftung konnten an der Udamstraße fünf Tafeln aufgestellt werden, die über die Bedeutung der Streuobstwiesen am Rohrer Weg informieren.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Für Reinhard Wolf ist es eine traurige Gewissheit: „Der Mensch geht nicht richtig mit der Natur um“, sagte der Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins. Barometer dafür sei der aktuelle Artenschutz-Report, den das Bundesamt für Naturschutz vor wenigen Tagen vorgelegt hat. Darin steht, dass ein Drittel der deutschen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten bedroht ist. Die Streuobstwiesen am Rohrer Weg seien symptomatisch für diese Situation, sagte Reinhard Wolf.

 

Gemeint war damit freilich der Streit darum, ob beziehungsweise in welchem Umfang am Rohrer Weg gebaut werden darf. Vor einigen Jahren wurde einer großflächigen Bebauung endgültig ein Riegel vorgeschoben. Doch irgendwie scheinen die Wunden noch immer nicht ganz verheilt zu sein. Zumindest wird spätestens seitdem der Natur- und Landschaftsschutz im Gebiet am Rohrer Weg besonders groß geschrieben.

Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt

Auf die Bedeutung des Grünzugs weisen seit einigen Tagen auch fünf große Schautafeln hin. Diese stehen an der Udamstraße gegenüber der neuapostolischen Kirche. Am Mittwochnachmittag wurden diese offiziell der Öffentlichkeit übergeben. „Das ist heute ein wichtiger und toller Termin“, sagte Hans-Ulrich Rauchfuß. Der Präsident des Schwäbischen Albvereins ergänzte: „Dieses Gebiet hat es verdient, dass die Menschen wissen, was es hier Besonderes gibt.“ Denn die Streuobstwiesen zeichnen sich durch eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt aus. Manche der dort lebenden Arten sind mittlerweile selten geworden und haben am Rohrer Weg eine Nische mit guten Lebensbedingungen gefunden. Außerdem ist die Möhringer Streuobstwiese eine sogenannte Frischluftschneise für den Stuttgarter Talkessel.

Rund 12 000 Euro haben die fünf Tafeln gekostet. 8000 Euro stammen von der Greiling-Stiftung. Rosina und Franz Greiling haben die Naturschutzstiftung vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Unterstützt wurden sie vom Regierungspräsidium. „Wir freuen uns, dass wir eines unserer ersten Projekte an dem Ort verwirklichen konnten, an dem wir einige Zeit gelebt und lange Jahre unser Architekturbüro hatten“, sagte Franz Greiling. Er hofft, dass die Spaziergänger lange Zeit Freude an den Tafeln haben und diese von Zerstörungen verschont bleiben.

Voll ins Schwarze getroffen

Das Regierungspräsidium hat sich mit 2000 Euro an dem Projekt beteiligt. Der Schwäbische Albverein übernahm den Rest der Summe. Für die Texte auf den fünf Tafeln ist die Möhringer Ortshistorikerin Sonja Mailänder verantwortlich. Wolfgang Lang übernahm die grafische Gestaltung. Er ist Biologe, hat aber sein Hobby zum Beruf gemacht und zeichnet Tiere und Pflanzen naturgetreu nach. Auch Gerd Struckmann vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt hatte sich für die Aufstellung der Tafeln eingesetzt.

Der Möhringer Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann lobte, dass alle Beteiligten mit diesen Tafeln voll ins Schwarze getroffen hätten. „Wenn man die Menschen dazu animieren will, dass sie mehr zu Fuß gehen, braucht es zwei Sachen“, sagte er. „Zielführende Wege und am besten noch Möglichkeiten, sich über das zu informieren, was man sieht.“ Er sei sich sicher, dass die Bevölkerung Gefallen an den Tafeln findet. „Diese Schautafeln sind ein Zeichen an die Öffentlichkeit“, sagte Rüdiger Reinboth von der Schutzgemeinschaft Rohrer Weg. Sie animierten dazu, sich noch einmal auf eine „andere Weise mit dem Thema Streuobstwiese auseinander zu setzen“.