Mangels Expansionsmöglichkeiten überlegen Firmen, der Stadt Leinfelden-Echterdingen den Rücken zu kehren – oder haben es sogar bereits schon getan. Wie will man die Unternehmen halten?

L.-E. - „Die städtischen Gewerbeflächen, die für Expansion- oder Ansiedlungsnachfragen verfügbar sind, sind nahezu auf dem Nullpunkt angekommen. Es sind deutliche Worte, die die Wirtschaftsfördererin von Leinfelden-Echterdingen, Angelika Goldak, in ihren Tätigkeitsbericht hineingeschrieben hat. „Viele kleine und mittlere Unternehmen befinden sich an ihren Kapazitätsgrenzen und sind auf der Suche nach einem zusätzlichen oder größeren Gewerbegrundstück“, schilderte sie den Mitgliedern des Technischen Ausschusses in der jüngsten Sitzung die prekäre Situation.

 

Und das Problem ist kein neues. „Wir können zurzeit nur wenig bieten“, hatte FDP Stadtrat Wolfgang Haug bei Haushaltsberatungen gesagt – allerdings bereits vor fünf Jahren. Goldak empfiehlt deshalb dringend die Aktivierung der im bestehenden Flächennutzungsplan vorhandenen Flächen. Das sind die – in der Planung befindlichen – Schelmenäcker, aber auch das 23 Hektar große Gelände Rötlesäcker in Unteraichen sowie die knapp 20 Hektar im Gewerbepark Echterdingen Ost. Dieses hatte die Kommune übrigens schon vor rund einem Jahrzehnt zusammen mit Stuttgart auf den Weg bringen wollen. „Die Aufnahme der Gewerbeflächenentwicklung sollte baldmöglichst und parallel zur Wohnflächenentwicklung erfolgen“, mahnte Goldak, um ein kontinuierliches Wachstum des Standorts Leinfelden-Echterdingen zu gewährleisten.

Besser ein Neubau auf der grünen Wiese?

Daniel Ludin unterstützt die Aussagen von Goldak. „Wir machen schon seit zwei Jahren auf das Thema aufmerksam“, sagte der am vergangenen Donnerstag neu gewählte Vorsitzende der Industrie und Wirtschaftsvereinigung von Leinfelden-Echterdingen (IWV). Nach seinen Worten sind bereits Unternehmen abgewandert, weil sie keinen Platz für eine Erweiterung haben. Andere seien am überlegen. Die von Goldak ins Spiel gebrachte und teilweise bereits erfolgte Revitalisierung von Flächen sieht Ludin skeptisch. „Ein Neubau auf der grünen Wiese ist günstiger“, sagt er.

Ludin freut sich, dass Oberbürgermeister Roland Klenk nun die Positionen der IWV übernommen habe. „Das jedoch hätte schon früher passieren müssen“, fügt Ludin an, der selbst Geschäftsführer eines international tätigen Maschinenbauunternehmens ist. Er fordert einen Masterplan, in dem festgehalten ist, wo die Stadt im Jahr 2030 stehen will.

Dreiklang aus Gewerbe, Wohnen und Verkehrsinfrastruktur

Ludin sieht es jedoch nicht damit getan, lediglich Gewerbeflächen auszuweisen. „Bei Bewerbungsgesprächen werden wir immer wieder gefragt, wie es mit Wohnraum und Freizeitmöglichkeiten im Ort aussieht“, sagt er. Diesen Aspekt rückten am Dienstagabend auch Stadträte in den Fokus. „Es ist ein Dreiklang aus Gewerbe, Wohnen und Verkehrsinfrastruktur nötig“, so Walter Vohl von den Freien Wählern. Wenn man nur Gewerbeflächen ausweise, schaffe man sich bei Wohnen und Verkehr neue Probleme, ist er überzeugt.

Die CDU-Stadträtin Katja Fellmeth hatte im Rahmen dieses Tagesordnungspunktes auch Aufklärung erbeten, wie das angespannte Verhältnis zwischen der Wirtschaft und der Stadtverwaltung (unsere Zeitung berichtete) wieder hergestellt werden könnte. „Dazu werde ich“, so Oberbürgermeister Roland Klenk, „im nichtöffentlichen Teil der Sitzung Stellung nehmen“.