Die Bürgerinitiative „Benzäcker erhalten“ hofft, dass die 100 benötigten Grundstücke bei Mundelsheim nicht zusammenkommen und das geplante Gewerbegebiet doch noch scheitert. Am Samstag traf man sich vor Ort.

Vor knapp einem Jahr haben sich die Mundelsheimer für die Ausweisung eines Gewerbegebietes in den Benzäckern ausgesprochen. Zumindest die 57 Prozent der Mundelsheimer, die am Bürgerentscheid teilnahmen. Im März 2023 hat der Verband Region Stuttgart den Entwürfen für eine Umwidmung des regionalen Grünzugs in einen regionalen Gewerbeschwerpunkt zugestimmt. Mitte 2024, so die Hoffnung und Planung von Bürgermeister Boris Seitz, sollen die rund 100 Grundstückskäufe abgewickelt sein.

 

Dass die Flächen noch nicht unter Dach und Fach sind, daraus schöpfen die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Benzäcker erhalten“ Hoffnung. „Die Chancen sind nicht allzu groß, dass wir die Pläne verhindern können, aber wir wollen zumindest alles versuchen, denn wir haben nur diese eine Erde“, sagt BI-Mitglied Sabine Kumkar.

Zu einer Protestveranstaltung an dem rund 20 Hektar großen Areal hatte die BI zuletzt vor dem Bürgerentscheid aufgerufen. Am vergangenen Samstag war es dann wieder soweit. Knapp 30 Kritiker folgten der Einladung. „Es wäre schön gewesen, wenn die Resonanz noch ein bisschen größer gewesen wäre“, findet Sabine Kumkar. „Aber bei dem guten Wetter haben die Landwirte eben anderes zu tun. Das ist dann eben so.“

Die Teilnehmer verwiesen während ihres Protestes auf die Zerstörung wertvollen Ackerbodens, auf negative Auswirkungen auf das Klima und auf die starke Zunahme des Verkehrs in einer stark belasteten Region. Die Teilnehmer konnten sich während der rund zweistündigen Protestaktion aber auch über die Möglichkeit von Stellungnahmen zur geplanten Rücknahme des Grünzugs in den Benzäckern informieren.

Außerdem bestand vor Ort die Gelegenheit, den Volksantrag „Ländle leben lassen“ zu unterzeichnen. Der Antrag, der von Naturschutz- und Bauernverbänden getragen wird, setzt sich für den Stopp des Flächenfraßes bis zum Jahr 2035 und den Schutz des Bodens ein und kann nur handschriftlich unterschrieben werden. So gut wie alle Anwesenden haben laut Kumkar den Antrag unterschrieben.

Betrieben werden soll das geplante Gewerbegebiet von einem Zweckverband bestehend aus den Kommunen Mundelsheim, Besigheim, Neckarwestheim, Gemmrigheim, Walheim und Hessigheim. Die Satzung des neuen Zweckverbandes legt fest, dass die Gemeinde Mundelsheim knapp 60 Prozent der finanziellen Anteile hält, aber in der Versammlung des Zweckverbandes nur mit insgesamt 50 Prozent der Stimmanteile vertreten ist. Die anderen 50 Prozent der Stimmen teilen sich die übrigen Beteiligten auf. Sollte der Fall einer Stimmengleichheit eintreten, sind Anträge und Vorhaben durchgefallen. Der Mundelsheimer Rathauschef rechnet zurzeit für das Projekt mit einem Finanzierungsvolumen von 30 Millionen Euro. Die Abwicklung soll die Kommunalentwicklung der Landesbank Baden-Württemberg übernehmen, so zumindest die momentanen Planungen. Möglichst noch in diesem Sommer soll der Auftrag an die Entwicklungsgesellschaft vergeben werden.