Der geballte Unmut vieler Bürger entlud sich beim Infoabend zum geplanten Gewerbepark Fils. Kritik hagelte es wegen der Belästigung durch Lärm und Verkehr.

Region: Corinna Meinke (com)

Uhingen - Viele Bürger haben am Mittwochabend die Pläne zum Gewerbegebiet Fils kritisiert, die die Kommunen Ebersbach und Uhingen gemeinsam vorantreiben. Geballter Unmut begleitete die sehr gut besuchte Informationsveranstaltung in der Halle im Uhinger Ortsteil Nassachtal. Immer wieder kommentierten Zwischenrufer die Beiträge in dem fast dreistündigen Infoblock der beiden Bürgermeister Matthias Wittlinger (Uhingen, CDU) und Matthias Keller (Ebersbach, SPD) sowie der Fachplaner. Die Fragerunde war teilweise von ausgesprochen emotionalen Beiträgen geprägt.

 

Manche Kritik wurde frenetisch beklatscht

„Man kann uns nicht so überfahren, warum muss es so übereilt sein“, monierte eine Bürgerin und erntete dafür den vermutlich längsten Applaus des Abends sowie Bravorufe in der mit rund 350 Besuchern voll besetzten Halle. Immerhin sei der geplante Gewerbepark ein Großprojekt, das das untere Filstal für lange Zeit präge.

Ähnlich frenetisch beklatscht wurde auch die Forderung eines Bürgers, mit der Grundsatzentscheidung zum Gewerbepark solle bis nach der Kommunalwahl im kommenden Jahr gewartet werden. „Sie informieren uns, aber sie beteiligen uns nicht, deshalb habe ich kein Vertrauen“, monierte ein junger Zuhörer. Er sehe deshalb keinen anderen Weg als einen Bürgerentscheid anzustreben, „damit Sie uns endlich aktiv einbinden“. Dafür werde er sich im Ortsverein der SPD Uhingen einsetzen.

Viele Bürger klagen schon heute über zu viel Lärm

Viele Bürger bezogen Stellung zu den Themen Verkehr und Lärm. „Nach Ihren Daten müsste es im Nassachtal flüsterleise sein. Dabei können wir nachts nicht mit offenem Fenster schlafen“, kommentierte ein Anwohner den Vortrag eines Gutachters. Die Kritik vieler anderer Bürger, zur Belastung durch den Gewerbepark müsse man den derzeitigen Lärm von Bundesstraße, Bahnlinie und Flugverkehr noch addieren, versuchte der Bürgermeister Wittlinger zu entkräften. Mit Ausnahme der Nachtzeit sei es möglich, im Gewerbepark die gesetzlich vorgeschriebenen Werte einzuhalten. Zwischen 22 und sechs Uhr könnten Regelungen im künftigen Bebauungsplan erfolgen – beispielsweise ein Verbot des Dreischichtbetriebs.

Sorgen bereitet den Bürgern auch der drohende Mehrverkehr und die Frage nach Rückstaus auf der kurzen, aber viel befahrenen Strecke zur Bundesstraße 10. Während sich der zuständige Gutachter mühte, die Daten ausführlich zu präsentieren und angesichts eines prognostizierten täglichen Mehrverkehrs von 2600 bis 3200 Fahrzeugen für eine Ampel warb, sahen sich seine Zuhörer mit kaum nachvollziehbaren Tabellen und Karten konfrontiert. Auch in puncto Methodik erntete der Vortrag stellenweise ungläubiges Kopfschütteln, da dem Gutachten offenbar nur die Verkehrszählung eines Tages zugrunde liegt.

Die Brücke ist nur für 1000 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt

Auch die Bürgerinitiative „Kein Gewerbepark Fils“, die ein ausführliches Statement abgeben konnte, nutzte die Gelegenheit zu Kritik. Es mache ihn sprachlos, dass die Gemeinderäte die vorgestellten Gutachten nicht vorab bekommen hätten, sagte der Sprecher der Initiative, Jürgen Kieslich. Der Verkehr in Richtung des geplanten Gewerbeparks sei bereits heute mit 2400 von der Bürgerinitiative gezählten Fahrzeugen pro Tag stärker als die Belastung mit rund 1000 Fahrzeugen, von welcher der Kreis nach der Sanierung der Nassachtalbrücke ausgehe. Starken Beifall erntete Kieslich mit der Vermutung, er werde das Gefühl nicht los, hier wolle man vor der Kommunalwahl schnell Fakten schaffen. Kieslich forderte, Wittlinger solle sich nicht vom Bürgerwillen distanzieren.

Die Pläne seien keine Hirngespinste der Bürgermeister und Gemeinderäte, sondern man handle im Interesse des Gemeinwohls auf Basis des Uhinger Stadtentwicklungskonzepts, entgegnete Wittlinger. Man wolle die Abwanderung von Betrieben verhindern, und steigende Anforderungen der Bürger an die Infrastruktur seien ohne stabile Gewerbesteuereinnahmen nicht finanzierbar. Die Gründung des Zweckverbands sei von beiden Gemeinderatsgremien legitimiert, ergänzte der Ebersbacher Bürgermeister Keller.

Ein Landwirt sagt, es gebe keine Ausgleichsflächen für seinen Betrieb

Wittlinger erklärte, die Einschränkungen durch mehr Verkehr und Lärm ließen sich regeln und der Flächenverbrauch sei ein Nachteil, den es abzuwägen gelte. Das Klima sei von neuen Ansiedlungen betroffen, aber es werde keine spürbaren Nachteile geben. Der Nachteil für die Landwirtschaft werde über ein Flächenkonzept ausgeglichen. Ein betroffener Landwirte widersprach vehement und sagte, bis heute seien ihm keine Ersatzflächen angeboten worden, weil es eben keine gebe. Beifall brandete auf, als der Bauer sagte, es sei eine Dreistigkeit, ihm lediglich elf Euro für den Quadratmeter Land anzubieten.