Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe am 9. und 10. Januar zum Streik auf. Im Rems-Murr-Kreis fallen zahlreiche Verbindungen aus. S-Bahnen und Regionalzüge sind nicht betroffen.
Pendler und Reisende im Rems-Murr-Kreis müssen sich in den kommenden Tagen auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft Beschäftigte im privaten Omnibusgewerbe am Donnerstag, 9. Januar, und Freitag, 10. Januar, zu einem Warnstreik auf. Betroffen sind dadurch im Rems-Murr-Kreis vor allem die Städte Waiblingen und Backnang sowie einzelne weitere Kommunen im Landkreis. „Wir rechnen mit erheblichen Einschränkungen im Linienverkehr – bis hin zu Komplettausfällen“, erklärt Niklas Hetfleisch, Sprecher des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Details zu den Auswirkungen des Streiks seien aktuell noch unklar, da Rückmeldungen der Busunternehmen ausstehen. S-Bahnen, Regionalzüge, Nebenbahnen sowie die Stadtbahnen und Busse der SSB in Stuttgart seien vom Streik aber nicht betroffen.
Was die Busse im Ersatzverkehr für die S-Bahn angeht, fährt aktuell das Friedrich Müller Omnibusunternehmen (FMO) von DB Regio Straße. Trotz Streiks an allen Standorten hat die FMO der S-Bahn angekündigt, dass am 9. Januar die Busse auf den Linien S2E (Stuttgart Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz–Waiblingen), S3E (Nürnberger Straße–Sommerrain) und S4E (Marbach/Neckar–Backnang) fahren, erklärt Hetfleisch. Auch am Freitag soll, wie geplant, gefahren werden. Was den Ersatzverkehr bei der Remsbahn zwischen Waiblingen und Stuttgart angeht, wolle die Betreiberfirma Arverio ihre Fahrgäste via Homepage informieren.
Online-Fahrplanauskunft nutzen
Fahrgäste im Landkreis werden gebeten, ihre Verbindungen über die VVS-App oder auf der Homepage www.vvs.de zu überprüfen. Linien, die bestreikt werden, würden aus der Fahrplanauskunft entfernt, sodass nur verfügbare Verbindungen angezeigt werden, erklärt der VVS-Sprecher. Hetfleisch weist darauf hin, dass sich Fahrgäste über die VVS-Homepage und einen individuell einstellbaren VVS-Ticker die aktuellen Informationen zu bestimmten Linien abonnieren könnten. „Bei Änderungen werden die Fahrgäste dann per E-Mail oder per Push-Nachricht auf dem Handy informiert.“
Als Alternativen während der Streikphase empfiehlt der VVS die Nutzung von Fahrrädern, Mitfahrgelegenheiten oder Sharing-Angeboten wie Carsharing oder Miet-Rollern, sofern dies möglich ist. Fahrgäste sollten außerdem beachten, dass die VVS-Mobilitätsgarantie bei Streiks nicht gilt.
Was fordern die Busfahrer?
Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem neun Prozent mehr Entgelt sowie 100 Euro mehr im Monat für die Auszubildenden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Friedenspflicht war am 31. Dezember 2024 ausgelaufen. „Nachdem die erste Verhandlungsrunde am 18. Dezember für die rund 9000 Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe in Baden-Württemberg ohne Angebot der Arbeitgeber beendet wurde, ruft ver.di diese Woche zu ersten Warnstreiks auf“, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Damit solle vor der zweiten Runde am 15. Januar auf den Arbeitgeberverband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) Druck aufgebaut werden, „um zu einem zügigen Abschluss zu kommen“.
Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) kritisiert in einer Mitteilung scharf, dass Verdi gleich zu Beginn der Tarifverhandlungen zum Streik aufrufe und „damit in Kauf nimmt, dass vielen Fahrgästen und insbesondere im Schülerverkehr in zahlreichen Regionen des Landes ohne Not gleich zum Jahresauftakt massive Einschränkungen im Busverkehr drohen – nur um den unrealistischen und überzogenen Forderungen der Gewerkschaft zum Verhandlungsauftakt Nachdruck zu verleihen.“ Unter anderem die Forderung nach neun Prozent mehr Entgelt weisen die Arbeitgebervertreter als „vollkommen überzogen“ zurück: „Wir haben keinerlei Nachholbedarf, die Tariflöhne im privaten Omnibusgewerbe sind in den letzten 24 Monaten um rund 15 Prozent gestiegen – eine enorme Belastung für die Arbeitgeberseite. Die Inflationsprognose für 2025 liegt bei etwas über zwei Prozent. Die Gewerkschaftsforderung von neun Prozent mehr Lohn für das kommende Jahr ist daher völlig aus der Luft gegriffen“, teilt WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg die Position der Arbeitgeber mit.