Auch Arbeitnehmer sollen sich beim Klimastreik am Freitag beteiligen. Gewerkschaften fordern Offenheit von den Chefs.

Böblingen - In den rund 9000 Betrieben im Landkreis Böblingen sollen Beschäftigte am Freitag, 20. September, ein Zeichen für mehr Klimaschutz setzen. Dazu ruft die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) auf. „Am internationalen Protesttag können auch Arbeitnehmer vor Ort mitmachen – und zum Beispiel eine längere Mittagspause einlegen“, sagt Mike Paul, der Bezirksvorsitzende der Umweltgewerkschaft, in einer Pressemitteilung.

 

Eine solche Job-Klima-Pause sei ein wichtiges Signal. „Denn das Thema geht jeden etwas an“, erklärt Paul. Es sei „höchste Zeit“, sich auch im Beruf über Themen wie Erderwärmung und CO2-Bilanz auszutauschen. „Von der Fahrgemeinschaft zur Baustelle bis hin zur Sanierung undichter Bürofenster gibt es eine Menge, was man in Sachen Klimaschutz tun kann“, erklärt der Bezirksvorsitzende.

Zentraler Klima-Protesttag

Die IG Bau Stuttgart appelliert zugleich an die Arbeitgeber in der Region, ihren Beschäftigten die Teilnahme an Klima-Demonstrationen zu ermöglichen – gerade am 20. September, dem zentralen Klima-Protesttag. Die Gewerkschaft setzt sich bereits seit Jahren für mehr Klima- und Naturschutz ein – unter anderem in der Klima-Allianz. „Entscheidend ist es, Umwelt und Arbeit zusammen zu denken. Denn weder Natur noch Jobs dürfen unter die Räder kommen“, sagt Mike Paul.

Am kommenden Freitag ist weltweit ein „Klimastreik“ geplant. Die Fridays-for-Future-Aktivisten im Südwesten hoffen auf Tausende Teilnehmer. Einem Sprecher zufolge soll es in jeder größeren Stadt Proteste geben. In Freiburg rechnen die Organisatoren mit bis zu 20 000 Teilnehmern, in Stuttgart mit mindestens 5 000. Der Aufruf richte sich an alle Menschen und alle Generationen, sagte eine Vertreterin der Stuttgarter Ortsgruppe.

„Klimaschutz gehört oben auf die politische Agenda“

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Baden-Württemberg hat die Arbeitgeber im Land dazu aufgerufen, ihren Mitarbeitern die Teilnahme an den Fridays-for-Future-Demonstrationen zu ermöglichen. „Klimaschutz gehört oben auf die politische Agenda“, sagte der Landesvorsitzende Martin Kunzmann. „Öffentliche Investitionen in den Klimaschutz müssen Vorrang haben vor der Politik der schwarzen Null.“

Der DGB ruft zur Teilnahme an dem Aktionstag auf. Arbeitnehmer, die an der Aktion teilnehmen wollen, müssen allerdings freinehmen oder vom Arbeitgeber die Erlaubnis einholen. Kunzmann warnte davor, einfach ohne Absprache mit dem Chef dem Arbeitsplatz fernzubleiben. „Beschäftigte dürfen nur außerhalb ihrer Arbeitszeit demonstrieren, sofern ihr Arbeitgeber nichts anderes angekündigt hat.“ Die Fridays-for-Future-Aktivisten sprechen zwar von „Streiks“. In Deutschland gibt es ein Streikrecht aber nur bei Tarifauseinandersetzungen.

Beim Autobauer Daimler etwa hieß es dazu, die Beschäftigten müssten Urlaubs- oder Gleitzeittage nehmen, um an der Klimademonstration teilzunehmen.