Der Gewerkschaftsbund beschuldigt alle Betriebe, die ihre Beschäftigte nicht nach Tarif bezahlen, die Allgemeinheit zu schädigen – in welcher Höhe, dazu gibt es neue Zahlen für Baden-Württemberg.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Aufgrund von Tarifflucht und Lohndumping in Baden-Württemberg werden jährlich 3,8 Milliarden Euro an Sozialversicherungsbeiträgen und 2,3 Milliarden Euro an Einkommensteuer weniger eingenommen – allein für die Kommunen bedeutet dies 352 Millionen Euro an Steuermindereinnahmen. Die zeigen neue Berechnungen des Gewerkschaftsbundes (DGB) auf Datenbasis des Statistischen Bundesamtes.

 

Einkommen und Kaufkraft leiden

Auch Einkommen und Kaufkraft der Beschäftigten würden darunter leiden, heißt es weiter. Wer in Baden-Württemberg nach Tarif bezahlt wird, habe im Jahr netto durchschnittlich 1839 Euro mehr im Portemonnaie als nicht tarifgebundene Beschäftigte. Bei Teilzeitbeschäftigten betrage dieser Vorteil im Schnitt 3156 Euro netto. Insgesamt hätten die Beschäftigten im Südwesten mit flächendeckender Tarifbindung jährlich 5,2 Milliarden Euro mehr Nettoeinkommen.

Handlungsbedarf in Bund und Land

DGB-Landeschef Martin Kunzmann mahnt: „Durch Tarifflucht entstehen hohe Fehlbeträge beim Fiskus, bei den Sozialversicherungen und in den Geldbeuteln der Beschäftigten – dieses Geld fehlt für Investitionen in Infrastruktur, bezahlbare Wohnungen, Klimaschutz, Gesundheit und in Bildung.“ Der DGB poche darauf, dass die Landesregierung und die nächste Bundesregierung die Tarifbindung „substanziell stärken“.