Im zweiten Quartal 2012 ist der Gewinn von Daimler deutlich gesunken. Dennoch wird die Prognose für das Gesamtjahr nicht nach unten korrigiert. Die Wachstumsimpulse sollen vor allem aus Nordamerika und Asien kommen.

Stuttgart - Obwohl der Gewinn von Daimler im zweiten Quartal deutlich zurückgegangen ist, hält der Stuttgarter Konzern an seinen Zielen für das Gesamtjahr fest. Beim Umsatz wird ein neuer Rekordwert angepeilt, das Ergebnis aus dem laufenden Geschäft soll in der Größenordnung des Vorjahres liegen, kündigte Vorstandschef Dieter Zetsche bei der Vorlage des Zwischenberichts an. Die Wachstumsimpulse sollen dabei vor allem aus Nordamerika und Asien kommen. Zetsche räumte ein, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Risiken in der zweiten Jahreshälfte verschärfen könnten. „Die Herausforderungen sind nicht geringer geworden“, so der Daimler-Chef. Dennoch gebe es keinen Einstellungsstopp. Daimler beobachte die konjunkturelle Entwicklung derzeit besonders aufmerksam und sei besser als in der Vergangenheit aufgestellt, um flexibel reagieren zu können. Im Gesamtjahr soll die Zahl der Mitarbeiter weiter zunehmen.

 

An der Börse zog der Kurs der Aktie nach Zetsches zuversichtlichem Ausblick spürbar an. Daimler setzte sich an die Spitze der Kursgewinner unter den Dax-Werten. Mancher Analyst hatte in den vergangenen Wochen darüber spekuliert, dass Daimler den trüberen Perspektiven der Weltkonjunktur Tribut zollen müsse und seine Prognose nach unten korrigieren müsse.

Neuer Bestwert bei den Absatzzahlen

Die Ertragslage im zweiten Quartal, in dem das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurückging, könne sich durchaus sehen lassen, meinte Vorstandschef Zetsche mit Hinweis auf hohe Vorleistungen für neue Modelle, neue Spritspartechnik und die Erweiterung der Kapazitäten. Dazu zählt vor allem die Erweiterung der Angebotspalette in der Kompaktklasse sowie das neue Pkw-Werk in Ungarn.

Die mit der neuen A- und B-Klasse gestartete Modelloffensive in der Kompaktklasse hat indes auch dazu beigetragen, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars im zweiten Quartal um 16 Prozent geschrumpft ist. Und dies obwohl der Absatz mit rund 370 400 Autos der Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach einen neuen Bestwert erreichte. Der Schwung kam jedoch vor allem von der kompakten neuen B-Klasse, während weniger Wagen von den ertragsstärkeren Modellen der C- und E-Klasse verkauft wurden. Vorstandschef Zetsche räumte auch ein, dass Daimler auf dem wichtigen chinesischen Markt im Wettlauf mit Audi und BMW zurückgefallen sei. Die Wettbewerber konnten dort deutlich stärker zulegen.

Vertrieb in China

Zetsche begründete dies auch damit, dass der Vertrieb in China nicht optimal aufgestellt sei. Daimler arbeitet dort mit zwei unterschiedlichen Partnern für die importierten und für die in China produzierten Wagen zusammen. Ziel sei, so Zetsche, die Vertriebskanäle zusammenzuführen. Einen ersten Schritt habe man mit der Aufstockung der Beteiligung an der Importgesellschaft auf 75 Prozent bereits getan.

Zweitwichtigste Ertragssäule des Konzerns war im zweiten Quartal die Lkw-Sparte, wobei der Gewinn mit acht Prozent indes deutlich schwächer zulegte als der Absatz, der um 34 Prozent auf rund 122 200 Fahrzeuge gesteigert werden konnte. Der Absatzsprung geht vor allem auf das Konto von Nordamerika und Japan. In Japan handelt es sich um einen Aufholeffekt. Vor einem Jahr war der Absatz nach der Katastrophe von Fukushima eingebrochen. Die weltweiten Auftragseingänge sind im zweiten Quartal allerdings um rund zwölf Prozent auf 106 000 Fahrzeuge zurückgegangen. In die roten Zahlen gerutscht ist die Bussparte, wo der Absatz um 20 Prozent zurückging. Der Verlust ist auch auf eine Neuausrichtung des Geschäfts zurückzuführen. Die Tochter Evobus, die für Europa zuständig ist, will mehr als 600 Arbeitsplätze streichen. In Nordamerika wird die Produktion von Orion-Bussen eingestellt und der Vertrieb von Setra-Bussen gemeinsam mit einem Partner erfolgen. Dies führt zur Streichung von 1035 Stellen.