Sie verursachen jedes Jahr Millionenschäden: 446.000 Mal wurde Deutschland im letzten Jahr vom Blitz getroffen. Wissenschaftler haben herausgefunden, welche Regionen häufig vom Blitz getroffen werden. Baden-Württemberg zählt zu den Blitz-Spitzenreitern.

München - Deutschland ist im vergangenen Jahr wieder vergleichsweise selten von Blitzen getroffen worden. 2018 registrierte der Blitz-Informationsdienst der Firma Siemens (BLIDS) rund 446.000 Blitzeinschläge, rund 3.000 mehr als im Vorjahr. 2015 waren noch rund 550.000 Einschläge ermittelt worden. Im unwetterstarken Jahr 2007 waren es sogar 1,1 Millionen Einschläge.

 

„Auch 2018 verzeichneten wir relativ wenige Gewitter“, sagte der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern. „Der Jahrhundertsommer letztes Jahr war zu warm, die Wetterlagen waren sehr stabil und die Gewitterfronten fielen nicht so ausgeprägt aus.“

Mit dem Titel „Blitzhauptstadt Deutschland“ darf sich nach 2014 zum zweiten Mal die Stadt Schweinfurt in Unterfranken schmücken. Dort gab es fünf Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. An zweiter und dritter Stelle folgen der Rheinisch-Bergische Kreis in Nordrhein-Westfalen und der oberbayerische Landkreis Weilheim-Schongau.

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Die geringste Blitzdichte registrierten die Städte Kiel, Potsdam, Schwerin und im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Das Saarland war 2018 das Bundesland mit den meisten gemessenen Blitzen pro Quadratkilometer, am wenigsten blitzte es in Mecklenburg-Vorpommern. In Europa ist Kroatien Spitzenreiter im Siemens-Blitzatlas. Tendenziell gibt es in den südlichen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg besonders viele Blitzeinschläge, während in Schleswig-Holstein eher wenige zu verzeichnen sind.

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Blitze verursachen jedes Jahr Millionenschäden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bezifferte die Kosten für Blitz- und Überspannungsschäden kürzlich auf 280 Millionen Euro für das Jahr 2018; das waren 40 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dabei ist die Anzahl der Blitzschäden seit Jahren rückläufig: Mit 290.000 Fällen gingen rund 10.000 Meldungen weniger bei den Versicherern ein als 2017. Dafür wird der einzelne Blitzeinschlag immer teurer. Ein Grund dafür ist die bessere Gebäudetechnik: Bei einem Einschlag müssen immer häufiger teure Heizungs- oder Jalousien-Steuerungen repariert oder ersetzt werden.

Für Siemens ist der Blitz-Informationsdienst deshalb auch ein Geschäft. Die Daten und Analysen, die durch über 160 Messstationen in Europa erhoben werden, liefern wichtige Hinweise etwa für Versicherungen, Energieversorger und Industriefirmen. Glaubt man Thern, so sorgt die Digitalisierung für eine deutlich schnellere Auswertung und Übertragung von Wetterdaten. Die Zugrichtung von Gewitterzellen könne wesentlich schneller berechnet werden. Dies ermögliche bei bestimmten Gewitterfronten eine Kurzvorhersage. „Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf besser als 100 Meter genau bestimmen.“