Trainer Gianni Coveli spielt mit dem 1. Göppinger SV in dieser Woche gegen die SG Sonnenhof Großaspach und bei seinem Ex-Club Stuttgarter Kickers. Wie sieht er das Aufstiegsrennen, was erhofft er sich von der neuen Saison, wenn beide Topteams möglicherweise nicht mehr in der Oberliga spielen?
Der 1. Göppinger SV könnte das Aufstiegsrennen maßgeblich beeinflussen. An diesem Mittwoch (18.30 Uhr) empfängt der Fußball-Oberligist die SG Sonnenhof Großaspach, am Samstag (14 Uhr) geht es zu den Stuttgarter Kickers. GSV-Coach Gianni Coveli freut sich drauf und sagt, was es für die Oberliga bedeuten würde, wenn beide Spitzenteams aufsteigen würden.
Herr Coveli, wo stehen denn die Chancen für Ihr Team besser, etwas zu holen – daheim gegen die SG Sonnenhof Großaspach oder bei den zu Hause zuletzt etwas schwächelnden Kickers?
(Lacht) Wir wollen beide Spiele gewinnen. Zuletzt haben wir wieder in die Spur gefunden, die Rädchen greifen wieder ineinander, und wir haben aus den vergangenen drei Spielen beim SSV Reutlingen, in Villingen und gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen sieben Punkte geholt. Wir freuen uns riesig auf diese Topspiele.
Was wird entscheidend sein, ob Sie etwas holen?
Da entscheiden Kleinigkeiten. Die SG Sonnenhof Großaspach ist spielerisch nicht so stark wie die Kickers, besticht aber durch ihre Gradlinigkeit. Sie stressen den Gegner permanent und haben ihre große Stärke bei Standardsituationen. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Dominik Salz verlieren sie zwar an Wucht, doch sie haben auch ohne ihn noch viel individuelle Klasse im Kader.
Sie mussten den Kontakt zur SG Sonnenhof abreißen lassen, liegen als Fünfter 16 Punkte zurück.
Leider, mir wäre noch mehr Brisanz in diesem Duell auch lieber gewesen, dennoch erwarten wir gegen Großaspach in unserem Stadion an der Hohenstaufenstraße eine gute Kulisse mit hoffentlich mehr als 1000 Zuschauern.
Nicht zum ersten Mal konnte der GSV in der Rückrunde nicht an eine starke Hinserie anknüpfen. Woran liegt’s?
Zunächst einmal haben wir ja noch sechs Spiele, in denen wir alles raushauen wollen. Aber es stimmt schon, dass wir eine Schwächephase hatten, über die wir uns alle sehr ärgern. Die Gründe lassen sich größtenteils mit einem Mangel an Effizienz und der erforderlichen Gier erklären. Wir gingen äußerst fahrlässig mit unseren Chancen um. Darüber hinaus haben wir im Winter Stammkräfte wie Anthony Mbem-Som Nymasi nach Großaspach und Tomislav Ivezic an JC Donzdorf abgegeben.
„Tyron ist ein Kämpfer“
War das nicht das falsche Signal?
Mbem-Som Nymasi hatte den Wunsch, unbedingt unter Profibedingungen trainieren zu wollen. Das wollten wir ihm nicht verbauen. Ivezic wollte seinen für Sommer geplanten Wechsel vorziehen, auch diesem Anliegen kamen wir nach, weil wir am Saisonende ohnehin den Kader verjüngen wollen. Wir wussten zu dem Zeitpunkt, dass es für ganz vorne nicht reichen würde und nach hinten nichts mehr anbrennt.
Stürmer Tyron Profis kam im Winter von den Stuttgarter Kickers. Warum spielt er so wenig, selbst wenn Mijo Tunjic verletzt ausfällt?
Es ist das klassische Phänomen. Tyron hatte keine komplette Vorbereitung, kam mit einer noch nicht auskurierten Verletzung und hinkte körperlich dadurch etwas hinterher. Aktuell macht es Max Ziesche im Sturm auch wirklich gut. Tyron ist aber ein Kämpfer und wird seine Einsätze in dieser Saison noch bekommen.
Was fehlt Tunjic, und wird er am Mittwoch und Samstag wieder spielen können?
Mijo plagte eine Muskelverhärtung. Wir wollten zuletzt in Reutlingen kein Risiko eingehen und ließen ihn draußen. Wir alle hoffen, dass er am Mittwoch schon spielt, spätestens aber am Samstag.
Tunjic ist inzwischen 35 Jahre alt. Wie fällt Ihr Zwischenfazit seit seinem Wechsel im Sommer von Degerloch nach Göppingen aus?
Überwiegend positiv. Schade ist einfach nur, dass ihn immer wieder kleine Verletzungen zurückwerfen. Aber Mijo hat immer noch eine brutale Qualität, das zeigen auch seine 13 Saisontore. Wäre er öfter dabei gewesen, wäre unsere Effizienz deutlich höher.
Bleibt er über das Saisonende hinaus?
Ja, er wird dann auch die Balance zwischen Berufsleben und Fußball noch besser hinbekommen. Wenn man so lange Profi war, muss der Körper diese Umstellung erst einmal hinbekommen.
Was erwarten Sie am Samstag vom Spiel bei den Kickers?
Ein sehr attraktives und unterhaltsames Spiel für die Zuschauer. Wir werden uns nicht einigeln, wir wollen Tore schießen. Aber wir wissen natürlich um die große Qualität der Kickers.
Geholt haben Sie mit dem GSV unterm Fernsehturm bisher noch nie etwas.
Stimmt, dreimal haben wir dort in der Oberliga verloren, einmal im Pokal. Es wird Zeit, dass sich das ändert (lacht).
Zuletzt haben die Blauen zu Hause geschwächelt. Wird es noch einmal spannend im Titelrennen?
Nein, die acht Punkte Vorsprung plus die klar bessere Tordifferenz lassen sich die Kickers nicht mehr nehmen.
Und die SG Sonnenhof schafft es über die Aufstiegsrunde?
Das wird sich zeigen. Wenn Dominik Salz bis dahin wieder fit ist, haben sie sehr gute Chancen, ohne ihn wird es bedeutend schwieriger.
„Clubs nehmen Geld in die Hand“
Sie dürften bestimmt beiden Teams die Daumen drücken.
Die Kickers sind mein ehemaliger Verein, ihnen gönne ich es ganz besonders.
Wenn die beiden Teams, die unter Profibedingungen arbeiten, aufsteigen, könnten Sie mit dem GSV nächste Saison angreifen?
Ein Aufstieg von Kickers und Großaspach wäre sehr interessant, denn die Karten im Aufstiegsrennen würden dann in der Tat neu gemischt werden. Es gibt sicher Clubs, die dann richtig Geld in die Hand nehmen würden. Wir gehören da nicht dazu, weil wir uns Schritt für Schritt mit einer verjüngten Mannschaft weiterentwickeln wollen. Deshalb sage ich nicht, dass wir angreifen werden – aber wir wollen unseren Teil zu einer hochspannenden Saison beitragen.