Das Unterhaltsrecht ist so veraltet wie die Vokabel „alleinerziehend“. Eine Änderung ist dringend nötig, kommentiert unsere Berliner Korrespondentin Katja Bauer.

Berlin - Viele Frauen werden aufschreien, wenn sie den jüngsten Vorstoß der Familienministerin hören: Ausgerechnet die Situation der Väter will Giffey verbessern. Und das, wo Mütter nach einer Trennung am stärksten vom Armutsrisiko betroffen sind, auch weil viel zu viele Väter den gesetzlich vorgeschriebenen Unterhalt nicht bezahlen. Aber trotzdem hat die Ministerin mit ihrem Befund recht – denn sie blickt auf den nicht zu leugnenden gesellschaftlichen Wandel. Das Unterhaltsrecht spiegelt nicht mehr die Lebenswirklichkeit vieler getrennter Eltern und vor allem vieler Kinder wider. Es ist so veraltet wie die Vokabeln „alleinerziehend“ und „Residenzmodell“ unzutreffend sind.

 

Viele Männer wollen nach einer Trennung nicht nur Wochenendpapa sein. Sie zahlen Unterhalt, arbeiten voll, haben Singlewohnungen mit Kinderzimmern und sind in Geld- und Zeitnot. Letztere Probleme teilen sie mit den Müttern, die oft Teilzeit arbeiten, mit Konsequenzen für Karriere und Rente. Dazu kommen neue Partner, Patchworkkonstellationen, Dauerprovisorien – wer individuelle Regelungen findet, die allen dienen, hat Glück. Aber von Glück darf das Wohlergehen von Kindern und Eltern nicht abhängen. Der Staat muss der Lebenswirklichkeit vieler Familien endlich Rechnung tragen, nicht nur im Unterhalts-, sondern auch im Steuer- und Arbeitsrecht.