Süß, knallbunt – und offenbar gefährlich: Wissenschaftler fanden jüngst giftige Stoffe im Bubble Tea der Filiale einer bundesweit vertretenen Ladenkette. Die Kunden in Stuttgart interessiert das allerdings wenig.

Stuttgart - In Neuseeland gibt es keinen Bubble Tea. Samira Schick hat ihn in den vergangenen Monaten so vermisst wie andere vielleicht das viel gerühmte deutsche Schwarzbrot. Endlich wieder in Stuttgart, stellt sie sich vor dem Tresen des Phuc an. Das Restaurant an der Marienstraße bietet nicht nur asiatische Küche. Im hinteren Teil des Lokals mixt David Vu das süße Getränk aus Zutaten wie Tee, Joghurt, Sirup und Geleeperlen.

 

Neben Samira Schick steht Andreas Kleppert. Er wartet auf ein Geschmackserlebnis, das sich „Joghurt Honey Dew“ nennt. Ja, er habe Negatives über den Bubble Tea gelesen, sagt er. „Er ist vielleicht giftig.“ Dann schaut er wieder zum Tresen, wo David Vu bunte Perlen in einen Plastikbecher gibt, und fügt hinzu. „Aber er schmeckt einfach großartig.“ Wissenschaftler aus Aachen fanden allerdings jüngst giftige Stoffe in Proben der Filiale einer bundesweit vertreten Bubble-Tea-Ladenkette. Sie hatten die bunten Stärkeperlen untersucht, die aus taiwanesischer Produktion stammten. Die giftigen Substanzen seien dabei in höherer Menge gefunden worden, obwohl sie für Lebensmittel überhaupt nicht gestattet seien, rügten die Forscher. Die entdeckten Chemikalien stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Das Düsseldorfer Umweltministerium kündigte daraufhin an, stichprobenartig die Erzeugnisse der Bubble-Tea-Verkäufer zu untersuchen.

Das süße Modegetränk aus Ostasien hat 2011 von Berlin aus die Republik erobert. Auch Andreas Kleppert kann sich erinnern, wie er im vergangenen Jahr bei einem Besuch in der Hauptstadt gestaunt hat. Viele Menschen tranken Tee mit Strohhalmen aus Plastikbechern. Später habe er dann in Stuttgart den ersten Blubbertee getrunken, sagt er. Tatsächlich wurde das Alltagsgetränk aus Ostasien 2011 zunächst als Trend der Saison belächelt. Dann mehrten sich die warnenden Stimmen. Zu süß und kalorienhaltig sei der Tee, zu gefährlich die Kugeln aus Tapioka-Stärke, wenn man diese versehentlich in die Luftröhre bekomme.

Matis: „Zu viel Bubble Tea schadet auch ohne Gift“

Die Lebensmittelkontrolleure der Stadt haben vor einigen Monaten selbst Proben des Tees von Stuttgarter Verkäufern untersucht, giftige Stoffe wurden keine gefunden. „Wir nehmen die Forschungsergebnisse aus Nordrhein-Westfalen aber zum Anlass, mit Untersuchungsstellen des Landes zu überlegen, welche weiteren Schritte nötig sind, um Verbraucher zu schützen“, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt. Er verweist darauf, dass zu viel Bubble Tea auch ohne Gift in den Perlen der Gesundheit schaden könnte. „Laut Gesundheitsamt hat ein Schweinebraten mit Knödeln so viel Kalorien wie ein Bubble Tea“, sagt er. Phuc Nguyen, der Besitzer des asiatischen Restaurants an der Marienstraße, hält die Diskussion über die Schädlichkeit des Getränks für unausgewogen. „Die Stadt hat Proben unseres Tees ja auf seine Unbedenklichkeit getestet“, sagt er. Zudem produziere er den Tee so, wie er ihn aus Asien kennt. „Ohne die ganzen Pulver und Zusätze, die noch mehr Süße bringen“, sagt er.

Auch im Berrykiss, nur wenige Meter entfernt, schwört die Mitarbeiterin Jasmin Reiner auf die Frische der Zutaten für den Tee. Da die Kunden alle Zutaten für einen Bubble Tea selbst wählen können, sei es durchaus möglich, auch an Kalorien zu sparen. „Ich rate einfach dazu, zum Beispiel weniger Sirup zu nehmen“, sagt sie. Die im Berrykiss verwendeten Tapioka-Perlen seien aber unbedenklich, versichert sie. Ob sie allerdings aus Taiwan stammen, wisse sie nicht.