Der erfahrene Brenner Lothar Schmid und der junge Wengerter Markus Escher leben in Schwaikheim und stellen beide Gin her.

Schwaikheim - Bei Markus Escher lag es in der Luft, das Aroma von Brennnessel, Goldhafer, Lavendel, Rosmarin, Melisse und was noch alles zwischen den Rebstöcken des Schwaikheimer Weinguts Escher so wächst. „Wir arbeiten sehr naturnah und die Kräuter sind dazu da, mit ihren Wurzeln den Boden aufzulockern“, erläutert der 25-Jährige. Ihr würziger Duft stieg dem Jungbrenner regelmäßig beim Arbeiten in die Nase, und nach einem Destillatkurs an der Universität Hohenheim wusste Markus Escher, was er mit der heimischen Kräutervielfalt anstellen könnte: einen eigenen Gin herstellen. Zumal er darin die ideale Verbindung zur familieneigenen Brennerei sah.

 

Der Wacholder wächst im Weinberg

Vor zwei Jahren zog Escher das erste Mal los und sammelte alles, was gut roch. Mehr als 80 verschiedene Kräuter, so schätzt er, sind in seinem Wild Gin enthalten. Darunter auch der Wacholder, der Bestandteil jedes Gins sein muss. „Auch er wächst bei uns im Weinberg.“

Die Kräuter werden gewaschen, sortiert, zerkleinert, leicht getrocknet und in hochprozentigem Neutralakohol aus landwirtschaftlichem Ursprung eingelegt. Dort geben sie ihr Aroma ab, und nach etwa zwei Tagen wird die Mischung destilliert. 400 Flaschen hat Markus Escher von seinem ersten Jahrgang 2014 hergestellt, vom Jahrgang 2015 gab es schon doppelt so viele. „Jeder Jahrgang ist etwas anders, weil auch unsere Kräutermischung im Weinberg immer etwas anders ist“, sagt der junge Wengerter, der dieser Tage das Material für den Wild Gin 2016 sammelt.

Darin unterscheidet er sich von Lothar Schmid. Die beiden Schwaikheimer wohnen nur einige hundert Meter auseinander und haben etwa zur gleichen Zeit angefangen, eigenen Gin herzustellen. Lothar Schmid betreibt seit Jahren eine Brennerei auf dem Birkenhof und stellt neben Schnaps und Likör auch Whiskey her. „Das Problem ist, dass dieser immer mehrere Jahre lagern muss und manchmal auch einfach aus ist“, erzählt er. Der 66-Jährige war auf der Suche nach einer Alternative. „Gin liegt im Trend und wurde auch bei mir immer wieder nachgefragt“, erzählt er.

Getrocknete Kräuter, Zitronen- und Orangenschalen

Schmid arbeitet mit getrockneten Kräutern und Zutaten wie Zitronen- oder Orangenschalen. „Ich wollte einen modernen Gin machen, der junge Menschen interessiert und habe eine Zitrusnote reingebracht“, erläutert er die Rezeptur seines „LS Schwoiga Gin“. Anders als bei Markus Escher gibt es bei ihm keine speziellen Jahrgänge: „Irgendwann hatte ich meine endgültige Mischung. Und nun sollen sich die Kunden darauf verlassen können, immer das gleiche Produkt zu bekommen.“

Die Gins von Schmid und Escher kosten mehr als 30 Euro – und trotzdem ist das eigentlich noch zu billig. „Ich bin allein zwei Tage unterwegs, bis ich alle Kräuter zusammen habe“, sagt Markus Escher. Dann verwendet er oft nur Blätter und Blüten, braucht also für die Vorbereitung viel Zeit. Und auch nach dem Brennen ist die Arbeit noch nicht zu Ende: „Die ätherischen Öle setzen sich im Kessel fest. Deswegen muss ich danach einen Reinigungsbrand machen“, sagt Lothar Schmid.

Trotz allem möchten sie ihr neues Produkt nicht missen. Ob sie gerne Gin trinken? „Ja klar“, sagen die Destillateure wie aus einem Mund. Der Wild Gin von Markus Escher kann in Bars in Stuttgart, Ludwigsburg und Hamburg getrunken werden. „Das ist natürlich das Beste, wenn es der eigene Gin auf eine Barkarte schafft“, sagt der BWL-Student, der selbst ein Gin-Fan ist: „Ich habe etwa 50 Gins daheim stehen“, erzählt er. Und inzwischen gehört auch ein Exemplar vom „LS Schwoiga Gin“ dazu.