Die Gips-Schüle-Stiftung aus Bad Cannstatt zeichnet fachübergreifende Doktorarbeiten aus, die zum Motto „Technik für den Menschen“ passen. Gewonnen haben zwei junge Forscher aus Karlsruhe mit Arbeiten zur Medizintechnik.

Stuttgart - Technik für den Menschen – das ist das Motto des Nachwuchspreises, den die Gips-Schüle-Stiftung aus Bad Cannstatt in diesem Jahr erstmals verleiht. Aufgerufen waren junge Forscher aus Baden-Württemberg und Bayern, ihre Doktorarbeiten in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik einzureichen. Die Jury wählte aus 29 Doktorarbeiten drei aus, die sich mit der Forschung zu Impfstoffen und Tumoren befassen, also aus dem medizintechnischen Bereich kommen. Bemerkenswert ist, dass die ersten beiden Preisträger beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig sind.

 

Dort hat sich Felix Löffler, der den mit 10 000 Euro dotierten ersten Preis gewonnen hat, mit einer Technologie befasst, die eine einfachere Erforschung von Impfstoffen ermöglicht. Diese sogenannten partikelbasierten hochdichten Peptidarrays sind Systeme, mit denen sich kurze Eiweißbruchstücke – die Peptide – und Antikörper aus dem Blut von Menschen oder Versuchstieren zusammenbringen lassen. Beeindruckend dabei ist, dass diese Peptide inzwischen sehr dicht auf die Versuchsträger gepackt werden können. Somit wird es möglich, in einem solchen System alle Proteine eines Krankheitserregers zu vereinen. Gibt man nun einen Blutstropfen dazu, dann binden alle vorhandenen Antikörper an die Peptide des Erregers. Das Ergebnis lässt sich aus dem System auslesen, womit sich die entscheidenden Regionen in den Proteinen bestimmen lassen, die sich als Ziel für eine Impfung eignen. In Zukunft könnte man laut Jury mit einem solchen System den Erreger der Malaria erforschen, für den etwa eine halbe Million Peptide erforderlich ist.

Die Systeme sind schon im Praxistest erprobt

Die zweite Auszeichnung, die mit 5000 Euro Preisgeld verbunden ist, geht an Torsten Hopp für seine Arbeiten zur Diagnose von Brustkrebs. Der am KIT-Institut für Prozessdatenverarbeitung und Elektronik tätige Postdoktorand hat wichtige Verfahren zur Entdeckung von Tumoren in der weiblichen Brust kombiniert: Die mit Röntgenstrahlen arbeitende Mammografie, bei der die Brust zwischen zwei Platten komprimiert wird, wodurch problematische Überlagerungen entstehen können, und andere bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder Ultraschall, welche ohne Komprimierung der Brust dreidimensionale Bilder erzeugen. In der Kombination ermöglichen die Bilder eine verlässlichere Diagnose.

Für die Gips-Schüle-Stiftung ist wichtig, dass interdisziplinär geforscht wird. Beim Ansatz von Felix Löffler, so wird betont, hätten Physik, Biologie, Chemie, Informatik und Ingenieurwissenschaften zusammengewirkt, um diese Testsysteme zu entwickeln. Nicht weniger bedeutungsvoll ist für die Stiftung der angewandte Aspekt. So betont Jury-Mitglied Peter Frankenberg, der frühere Wissenschaftsminister des Landes, denn auch, dass die Verfahren nicht nur anwendungsorientiert, sondern bereits in ersten Praxistests erprobt worden seien. Die Jury würdigt auch, dass viele Ergebnisse und Methoden aus der Arbeit von Felix Löffler in eine Firma eingeflossen seien, welche die betreffende Arbeitsgruppe gegründet habe. Zudem seien zwei Patente angemeldet worden.